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rue de rosier, 2011 | | | | | | | | | | | | | |
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malakoff, 2011 |
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centre pampidou, 2011 |
regenwolken ziehen am himmel umher, es regnet immer wieder, aber nur zwischendurch. die straßen sind nass, überall pfützen. amira hat mich eben am gare de l'est abgeholt, wir haben zuerst eine zigarette geraucht und seitdem nicht aufgehört damit. ganz schön viele kanacken gibt es hier, ich fühl mich richtig wohl, soviele araber und afrikaner habe ich in europa noch nie gesehen, sie reden alle ein gemisch an französisch und arabischen und afrikanischen Dialekten, für meine ohren manchmal kaum zu unterscheiden. hier sind die orientalischen imbissbuden gemütlicher als die türkischen neonröhrendönerläden in deutschland.
wir haben eine bleibe in einem der melancholischen randgebiete, in malakoff, 16 stationen vom bahnhof entfernt, an der endstation porte d'orléans und dann mit dem bus links, recht, links, mitten im banlieu. es gibt soviel altbau in malakoff, obwohl es am stadtrand liegt, alles ist ein wenig abgefuckt, mir gefällt es, und alle häuser mit balkon, und viel ziegelstein.
metro zu fahren ist ein eigener genuss, klein, eng, gedrängt, geschäftsmänner lesen el pais, zu meiner freude kommt ab und an ein akkordeonspieler rein. und gestern hat siche eine gruppe von 6 geigern, einem bassisten, einem cellisten und einem dirigenten in der metro am châtelet aufgestellt, mitten im durchgang von einer linie zur anderen, standen sie stolz da und haben musiziert - die pariser gang! ich habe mir vorgenommen, den musikern geld zu geben statt fahrscheine zu kaufen, zur abwechslung mal sinnvolle illegalitäten. wenn kein wärter da ist, löst amira ein ticket und ich quetsche micht mit ihr zusammen durch die schranke. das geht ziemlich locker, es wird kaum kontrolliert in der stadt, nur manchmal an den ausgängen, da wollen sie die gelösten tickets sehen.
wenn es mir nicht passt, tu ich so, als würde ich nichts verstehen, und oft verstehe ich auch nichts, aber mein französisch ist besser als das englisch der pariser, oder sagen wir der französischen pariser. ein glück für mich, weil sie nicht ihre englischkenntnisse bei mir proben wollen, also spreche ich französisch, vollkommen fehlerhaft und immer ohne subjonctive.
und wir tun kaum etwas anderes als in den straßen umher zu laufen, metro zu fahren oder in einem der vielen kleinen cafes zu entspannen. die letzten 2 tage sind wir bis zur erschöpfung spazieren gegangen. da kam uns das centre pampidou mitten in der stadt vor wie eine oase: im erdgeschoss lief die videodans-ausstellung, ein ganzer tag lang pina bausch im kinosaal, frei zugänglich, still, dunkel und warm. der perfekte ort, um ein nickerchen zu halten.
und in der nähe vom centre pampidou hat amira den besten falaffel-laden in paris entdeckt, ma'nouche, ein libanese. die machen sowieso den besten falaffel, das war in heidelberg so und in münchen auch. 4 stühle, 2 tische und eine theke. ich habe das gefühl hier sind nur araber. aber zwei straßen weiter treffen wir einen iraner, abdi, ihm gehört der schicke secondhandshop, in dem ich einen abgerockten ledermantel anprobiere, der viel zu teuer ist. das erinnert mich an berlin. typische großstadtallüre. wir haben eine ganze stunde mit dem mann über politik gequatscht, gesprächig sind sie hier, nicht nur die zugewanderten. der iraner hat sich als marxist entpuppt, der aus dem iran geflohen ist, nach einigen jahren moskau lebt er nun seit 26 jahren in paris. seine beiden kinder studieren an der sorbonne, ökonomie und juristerei, und sein sohn geht jeden freitag in die moschee, zum beten.
irgendwie hat hier jeder seine geschichte und die steht den leuten gut. und am rue de rosier laufen besonders viele solcher figuren durch die gassen. hier scheinen lumpen aus dem 2. weltkrieg in kombination mit 200 euro dogs en vogue zu sein und das zu recht, es sieht wirklich fantastisch aus, und dieses ganze ambiente mitten im jüdischen viertel mit synagogen, jüdischen buchhandlungen, kosheren esslokalen und ernsthaften juden. ob ich ivrit spreche hat mich ein rabbi gefragt und hat sich schließlich auf jiddisch mit mir verständigt. vor freude habe ich mir eine pinke wolljacke gekauft und einem senegalesen aus nyc tscherkessischen folkloretanz beigebracht. das nächste mal möchte ich wieder eine ganze schachtel zigaretten an charmante schnorrer verteilen, wolof hören und ein konzert von amel mathlouthi besuchen.