Özgida gegen Pegida

mit özgida gegen pegida


In wenigen Stunden wird München die passende Antwort auf den Pegida-Spackoauflauf in Dresden geben! Der Münchner Kaufhausdieb  PICO BE hat das vor einigen Tagen schon getan und wir können dem absolut nichts mehr hinzufügen. Lest seine Gedanken und zeigt morgen, dass ihr das genauso seht!


>> Some thoughts on those PEGIDA retards: 
Eines aber schafft dieser Aufstand dann doch am Ende des Tages: Klare Verhältnisse. Denn diese Leute sind ja nicht erst seit gestern so beknackt, sondern mindestens seit vorgestern, aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie sogar schon so aufgewachsen und seit jeher sozialisiert: in Binnenländlicher Beschränktheit, in Neid, Missgunst und Misstrauen, mit vorsätzlichem Desinteresse am Menschsein, mit fataler Bildung, desaströsen Informationen und progressiver Uninformiertheit. Vor allem: ohne Liebe, ohne Humor. Sicher auch ohne Rock'n'Roll. Im Grunde aber ist es mir Schnuppe, aus was für einem beschissenen Haushalt diese Armee altbackener Spießer, neokonservativer Burschenschaftler, ex Stalinisten, strammer Faschisten, Polizisten, von der Bildzeitung Enttäuschten, Puritanern und Anti Hedonisten denn nun kommt. Jetzt sind sie alle in Xenophobie und Rassismus vereint. Sollen sie sich nur weiter outen. Dann können wir klare Grenzen ziehen. Das ist besser als ein bemühtes Pseudo Miteinander. Ich will nicht weiter in einem Haushalt mit diesen asozialen lernunfähigen Leitkultur-Deutschen leben müssen. Ich wünsche mir noch viel viel klarere Verhältnisse. Am Besten eine Zweistaatenregelung! Wir könnten das deutsche Ausland und das Inland gründen. Im Ausland wäre ich für meinen Teil sehr gern zu Haus.  Sorgen wir am Montag in München für noch mehr Klarheit: 10.000 und mehr gegen Pegida, bitte!
Or, like that old BOEING slogan would put it: "Forever new frontiers!" <<

Filmtip: Das Recht der Macht



http://www.gasteig.de/media/uploads/images/kalender/individuell_quergross/8355a31b91753303691e1e092589aed6.jpg
Ein Film von Raanan Alexandrovicz und Liran Atzmor, Israel, 2012
Der Film beginnt mit einer Selbstreferenz: Man sieht, wie das Filmteam in einem großen grünen Raum herumwerkelt und das Setting vorbereitet. Ein paar Männer rücken Holzplatten zurecht, bauen einen Tisch auf, einer putzt die Tischoberfläche gründlich ab, ein anderer fragt, ob man den Stuhl schon aufstellen könne. Die Filmlichter glühen bereits, die Mikrophone hängen. "Das ist der Anfang eines Dokumentarfilms" hört man eine Stimme aus dem Off sprechen. Man sieht nur noch einen Tisch und einen Stuhl, im Hintergrund eine wandgroße Filmprojektion, offensichtlich Archivmaterial.  

Die Stimme aus dem Off fährt fort: "In diesem Film werde ich ein Rechtssystem dokumentieren. Ein System, das die Rechtsstaatlichkeit in den von uns 1967 eroberten Gebieten organisiert. Es ist ein einzigartiges System. Nur wenige Menschen verstehen es in all seinen Facetten. Auch lohnt es sich, für einen Augenblick über den Begriff Gesetz nachzudenken." 

Zitat des Tages zum 21.11.2014


"Warum muss man seine Zeit verlieren, sich in Gesellschaft begeben, verliebt sein, anstatt zu arbeiten und Kunstwerke zu schaffen?"

                                                                                                                             (Gilles Deleuze)

CADAVER EYES aus Tel Aviv

Eran Sax von Cadaver Eyes in der a.k.d.k. München, Oktober 2014

Vor drei Wochen hatten wir das aufregendste Konzert des Jahres und die Wenigsten haben das mitgekriegt. Ein Höllenlärm und eine Basswucht sind im Salong der Münchner Kunstakademie derartig sang- und klanglos an der Masse vorbeigegangen, dass man sich fragt, ob München überhaupt noch hört, und wenn ja, auf wen. Ich hätte da einen Vorschlag. Cadaver Eyes, die Zwei-Mann-Noise-Band bestehend aus David Opp und Eran Sax aus Tel Aviv haben Substantielles zu sagen, nicht nur in Sachen Noise-Partitur, sondern auch in Sachen Gesellschaft, oder über das richtige Leben trotz falscher Politik. 10 Tage lang sind Cadaver Eyes auf Tour gewesen und haben 6 Konzerte hinter sich gebracht, in Italien, Frankreich, Schweiz und Deutschland. Kurz vor ihrem Konzert in München kursierte die Einladung im Internet mit einem aussagekräftigen Foto, auf dem ein zerbombtes Haus in Gaza zu sehen war. Es verbreitete sich das Gerücht, dass die Musiker Post-Zionisten seien. Was für eine Seltenheit in Deutschland, insbesondere in München: jüdische Post-Zionisten aus Israel. Tatsächlich stellte sich heraus, dass hier zwei außerordentliche Typen am Start waren, die eine grossartige Performance hingelegt haben. Im Anschluss war einer von beiden, David Oppenheimer, auch noch bereit für ein Gespräch, das ich im Folgenden minutiös transkribiert habe. Lest das Interview und betet Richtung Mekka, dass die Jungs bald wieder kommen.


Distanziert Euch nicht!




Mit dem stetigen Vormarsch der Miliz ISIS in Syrien und Irak verschärft sich auch hierzulande der Tonfall. Mit Nachdruck fordert die Mehrheitsgesellschaft und solche, die gerne dazugehören würden, immer wieder von hiesigen Muslimen, sich „vom Terrorismus zu distanzieren“. Inhalt, Vehemenz, als auch Häufigkeit dieser Forderung irritieren zutiefst.


Zitat des Tages

"Man lebt da unten gut. Die haben einfach alles: Laptops, Waffen, Knabberzeugs. Voll der Luxus."
Erhan A. aus Kempten über den IS

Österreich: Regierung will Religionsfreiheit für Muslime einschränken



Von Hannes Hofbauer*
Mit einem eigenen Islam-Gesetz soll künftig die Religionsausübung für moslemische Gläubige in Österreich staatlicher Kontrolle unterstellt werden. Finanzierung aus dem Ausland wird verboten, der Koran in einer deutschen Ausgabe kodifiziert.

Von der in Kunstharz gegossenen Polit-Szene ins schicke München: Matthias Lilienthal





Seitdem Herr Küppers Matthias Lilienthal als zukünftigen Intendanten der Münchner Kammerspiele ausgerufen hat, herrscht euphorische Aufbruchstimmung. Kaum ist die Berufung offiziell, twittert und posted die Kunstszene die Nachricht innerhalb weniger Minuten um die Welt und Unmengen an Fans beglückwünschen uns für das große Glück, sogar Ai Wei Wei und Marina Abramovic haben die Nachricht geliked; kein Scheiß!
Höchste Eisenbahn also den Mann abzuklopfen und nachzufragen, ob er nur Weißbrotgesichter glücklich machen möchte oder auch die restlichen 86% der Münchner Stadtbevölkerung.
Liebe Leserinnen und Leser, im Folgenden ist das exklusive Interview mit Matthias Lilienthal abgedruckt, der sich bereit erklärt hat aus Berlin über Libanon und Mannheim nach München zu reisen und einige Buchstaben und Worte sowie Sätze und Satzteile für das migrantenstadl aus dem Teig zu scheiden. Entstanden ist folgende Buchstabensuppe.

Propaganda

Die Lüge wird zur Tugend
wenn nichts anderes mehr bleibt
außer der Wahrheit.

Die Wahrheit wird zur unwahrscheinlichen Möglichkeit
die in Betracht zu ziehen
zum gesellschaftlichen Skandal verkommt.

Der Skandal wird zur Inszenierung
in der dem Publikum für eine kurze Weile
das Recht zugesprochen wird sich aufzuregen.

Das Recht wird zur Farce
das seines materiellen Charakters entblößt
sich in das Gewand der Mächtigen kleidet.

Die Mächtigen werden zu Sachwaltern
interesseloser Sachzwänge, fehlender Alternativen
so als ob es eben keine Macht der Handelnden gäbe.

Die Macht wird versteckt hinter Worten und Taten
die nichts zu sagen haben als das Scheinbare zu bewahren.

Worte und Taten, das Scheinbare
amalgamieren zu verdichteten Mauern
konturloser Realität
verändern sich und bleiben doch
ununterschiedene WIRK-lichkeit.

Die WIRK-lichkeit bleibt unbegriffen, unbedarft:
ohne Tugend, ohne Wahrheit, ohne Recht,
ohne Mächtige und Ohnmächtige
ohne die fabrizierte Macht des Scheins.

Was bleibt sind Worthülsen
in Konserven
steril verpackt
schwer zu k(n)acken
immer gleich im Geschmack.

Was bleibt ist Propaganda.

Zusammenhänge zwischen Ton und Tun



cuk cuk    [dschuk dschuk] (laut Milch trinken)
cup cup   [dschup dschup] (plantschend baden)
löp löp   [löp löp] (hastig essen)

föpür föpür   [föpür föpür] (intensiv rauchen)
zangır zangır   [sangr sangr] (basslastig musizieren)
fokur fokur    [fokurr fokurr] (köcheln lassen)

takır tukur   [takr tukr] (harte Geräusche verursachen)
patır kütür   [patr kütürr] (lärmend Tätigkeiten ausführen)
çatır cutur   [tschaturr tschuturr] (knuspernd Tätigkeiten ausführen)


The Free Market Road Show Istanbul




CALL IT COOL ISTANBUL: The Free Market Road Show Istanbul

Das Forschungsprojekt Cool Istanbul, das seit 2008 unter der Leitung von Dr. Derya Özkan den Imagewandel Istanbuls hin zu einer coolen Stadt untersucht, zeigt seit Mai 2014 die Ergebnisse in einer Interdisziplinäres Ausstellung. Ein Teil der Schau besteht aus der Arbeit von Manuela Unverdorben und Ralf Homann vom BTTP, dem Better Think Tank Projekt. Mit dem BTTP haben beide Künstler_innen eine Methode entwickelt, sich auf forschungsbasierte Weise mit Gesellschaften auseinanderzusetzen und die jeweiligen politischen Systeme zu analysieren. Was das alles zu bedeuten hat und was die beiden Querdenker_innen in Istanbul getrieben haben, könnt ihr im folgenden Interview lesen.

----------- VON MAUERFALL BIS NAGELBOMBE ----------- Eine grandiose Publikation von DOSTLUK SINEMASI



  500 Meter pures türkisches Geschäftsleben mit rund 100 Händler_innen und Dienstleister_innen: Die Keupstraße in Köln
                                                           





Druckfrisch aus Köln: Ein unverzichtbares Stück Oral History


Zum 10.Jahrestag des Nagelbombenanschlages auf der Kölner Keupstraße hat Dostluk Sineması eine beeindruckende Publikation bei der Amadeu Antonio Stiftung herausgebracht, die trotz der besorgniserregenden Berichte, die sie enthält, extrem viel Hoffnung macht. Es ist unter anderem eine liebevolle Respektnote an alle Betroffenen rassistischer Anschläge, denn hier stehen ihre Geschichten, ihre Erfahrungen und ihre Perspektiven im Mittelpunkt. 

Entstanden ist das Buch aus einer Verantsaltungsreihe, die Dostluk Sineması im Frühjahr 2013 in der Mülheimer Keupstraße in Köln auf die Beine stellte: In verschiedenen Lokalen, Teestuben, Cafés und Restaurants wurden Betroffene und Augenzeugen des Kölner Nagelbombenanschlag eingeladen und gebeten die Geschehnisse rund um den Nagelbombenanschlag aus ihrer Sicht zu erzählen. Wie haben sie den Anschlag erlebt? Wie haben sie die polizeilichen Ermittlungen und die Medienberichte erlebt? Und wie hat sich das Klima auf der Keupstraße seither verändert? 
Neben den Geschichten der Betroffenen und Augenzeugen wurden auch Filme gezeigt, die sich mit den rassistischen Anschlägen und Pogromen der früher 90er Jahre beschäftigen, es wurden Betroffene der Anschläge aus Mölln, Rostock und Hoyerswerda eingeladen, es wurden Filmemacher, Journalist_innen, Anwälte, Schriftsteller und Fachreferent_innen eingeladen, die den Zusammenhang zwischen den Anschlägen Anfang der 90er Jahre und dem NSU-Terror verdeutlichten. Damit trug Dostluk Sineması nicht nur die Auseinandersetzung mit rassistischen Anschlägen in die Öffentlichkeit, sondern förderte auch den Austausch unter den Betroffenen: die Türken von der Keupstraße trafen auf Vietnamesen aus Rostock oder Mosambikaner aus Hoyerswerda. 

Von Mauerfall bis Nagelbombe enthält neben der einzigartigen Zusammenstellung dieser Zeitzeugenberichte, auch Reflexionen und Analysen, die die Pogrome der 1990er Jahre in Bezug zu den NSU-Anschlägen setzen und gemeinsame Erfahrungen von Rassismus in Deutschland zeigen. Dass die Publikation auch in türkischer Sprache erhältlich ist, zeugt von einer beachtlichen und konsequenten Haltung der Herausgeber_innen. Antirassistischer Widerstand funktioniert eben nur durch einen offensiven Dialog und eine offensive Zusammenarbeit mit jenen Leuten, die Zielscheibe rassistischer Anschläge sind. 

Herausgeber der Publikation ist Dostluk Sineması- zu deutsch: Kino der Freundschaft- ein loser Zusammenschluss aus verschiedenen Leuten aus Köln, die sich auf unterschiedliche Weise mit Rassismus auseinandersetzen, gerne in der Keupstraße abhängen und in der Initiative Keupstrasse ist Überall aktiv sind. Zu ihnen zählen Vanessa Höse, Stewo Szczepaniak, Ayla Güler Saied, Mitat Özdemir, Massimo Perinelli, Daniel Poštrak, und Kultu Yurtseven (microphone mafia).

Mit Beiträgen von Emmanuel Adu Agyeman, Ibrahim Arslan, Imran Ayata, Ali Kemal Gün, Wolfgang Heiermann, Heike Kleffner, Katharina König, Lars Maibaum, Gruppe Was Nun?!

Die Übersetzung ins Türkische haben übernommen Doğan Akhanlı, Leyla Aslan, Semra Doğan, Önder Erdem (Übersetzung, Koordinierung und Lektorat der türkischen Texte), Ayşe Tekin, Ayla Güler Saied, Hülya Engin, Atilla Dirim, Burak Çıtacı, Özge Pınar Sarp, Özgür Erkek, Cemal Salman, Murad Bayraktar, Kemal Bozay, Berivan Inci. 

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Von Mauerfall bis Nagelbombe – Der NSU-Anschlag auf die Kölner Keupstraße im Kontext der Pogrome und Anschläge der neunziger JahreHerausgegeben von der Gruppe Dostluk Sineması, Erschienen bei der Amadeu Antonio Stiftung 128 Seiten, 10 Euro zzgl. 2 Euro Versandkosten, ISBN: 978-3-940878-16-8
Inhaltsverzeichnis



Türkische Sprachversion:
Duvarın Yıkılışından Çivili Bombaya
1990′lı Yılların Irkçı Pogromları ve Saldırıları Bağlamında NSU’nun Köln Keupstrasse Saldırısı
120 Seiten, 10 Euro zzgl. 2 Euro Versandkosten, ISBN: 978-3-940878-19-9






navid kermani for president !!

[Wichtiger Hinweis: Es lohnt sich, jedes Wort zu lesen und gegebenenfalls den gesamten Text mehrmals zu lesen. Es handelt sich um die erste ernstzunehmende postmigrantische Rede im Bundestag.]

Rede von Dr. Navid Kermani zur Feierstunde „65 Jahre Grundgesetz“

Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Herren Präsidenten! Frau Bundeskanzlerin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Exzellenzen! Liebe Gäste!
Das Paradox gehört nicht zu den üblichen Ausdrucksmitteln juristischer Texte, die schließlich größtmögliche Klarheit anstreben. Einem Paradox ist notwendig der Rätselcharakter zu eigen, ja, es hat dort seinen Platz, wo Eindeutigkeit zur Lüge geriete. Deshalb ist es eines der gängigsten Mittel der Poesie.
Und doch beginnt ausgerechnet das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland mit einem Paradox. Denn wäre die Würde des Menschen unantastbar, wie es im ersten Satz heißt, müsste der Staat sie nicht achten und schon gar nicht schützen, wie es der zweite Satz verlangt. Die Würde existierte unabhängig und unberührt von jedweder Gewalt. Mit einem einfachen, auf Anhieb kaum merklichen Paradox ‑ die Würde ist unantastbar und bedarf dennoch des Schutzes ‑ kehrt das Grundgesetz die Prämisse der vorherigen deutschen Verfassungen ins Gegenteil um und erklärt den Staat statt zum Telos nunmehr zum Diener der Menschen, und zwar grundsätzlich aller Menschen, der Menschlichkeit im emphatischen Sinn. Sprachlich ist das ‑ man mag es nicht als brillant bezeichnen, weil man damit einen eminent normativen Text ästhetisierte – es ist vollkommen, nichts anderes.
Überhaupt wird man die Wirkmächtigkeit, den schier unfassbaren Erfolg des Grundgesetzes nicht erklären können, ohne auch seine literarische Qualität zu würdigen. Jedenfalls in seinen wesentlichen Zügen und Aussagen ist es ein bemerkenswert schöner Text und sollte es sein. Bekanntlich hat Theodor Heuss die ursprüngliche Fassung des ersten Artikels mit dem Argument verhindert, dass sie schlechtes Deutsch sei. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ hingegen ist ein herrlicher deutscher Satz, so einfach, so schwierig, auf Anhieb einleuchtend und doch von umso größerer Abgründigkeit, je öfter man seinen Folgesatz bedenkt: Sie muss dennoch geschützt werden. Beide Sätze können nicht gleichzeitig wahr sein, aber sie können sich gemeinsam, nur gemeinsam, bewahrheiten und haben sich in Deutschland in einem Grade bewahrheitet, wie es am 23. Mai 1949 kaum jemand für möglich gehalten hätte. Im deutschen Sprachraum vielleicht nur mit der Luther-Bibel vergleichbar, hat das Grundgesetz Wirklichkeit geschaffen durch die Kraft des Wortes.
„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“: Wie abwegig muss den meisten Deutschen, die sich in den Trümmern ihrer Städte und Weltbilder ums nackte Überleben sorgten, wie abwegig muss ihnen die Aussicht erschienen sein, so etwas Luftiges wie die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Aber was für ein verlockender Gedanke es zugleich war!
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“: Die Juden, die Sinti und Roma, die Homosexuellen, die Behinderten, überhaupt alle Randseiter, Andersgesinnten und Fremden, sie waren ja vor dem Gesetz gerade nicht gleich - also mussten sie es werden.
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“: Der Wochen und Monate währende Widerstand just gegen diesen Artikel zeigt am deutlichsten, dass Männer und Frauen 1949 noch keineswegs als gleichberechtigt galten; seine Wahrheit wurde dem Satz erst in der Anwendung zuteil.
„Die Todesstrafe ist abgeschafft“: Das war gerade nicht der Mehrheitswunsch der Deutschen, die in einer Umfrage zu drei Vierteln für die Beibehaltung der Todesstrafe plädierten, und wird heute weithin bejaht.
„Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet“: Der Satz war den Mitgliedern des Parlamentarischen Rates angesichts der Flüchtlingsnot und des Wohnungsmangels fast peinlich und gilt 65 Jahre später nicht nur im wiedervereinigten Deutschland, sondern in halb Europa. Der Bund kann „in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa“ herbeiführen. Das dachte ‑ 1949! ‑ ein vereinigtes Europa, ja: die Vereinigten Staaten von Europa voraus.
Und so weiter: das Diskriminierungsverbot, die Religionsfreiheit, die Freiheit von Kunst und Wissenschaft, die Meinungs- und Versammlungsfreiheit – das waren, als das Grundgesetz vor 65 Jahren verkündet wurde, eher Bekenntnisse, als dass sie die Wirklichkeit in Deutschland beschrieben hätten. Und es sah zunächst keineswegs danach aus, als würde der Appell, der in diesen so schlichten wie eindringlichen Glaubenssätzen lag, von den Deutschen gehört.
Das Interesse der Öffentlichkeit am Grundgesetz war aus heutiger Sicht beschämend gering, die Zustimmung innerhalb der Bevölkerung marginal. Befragt, wann es Deutschland am besten gegangen sei, entschieden sich noch 1951 in einer repräsentativen Umfrage 45 Prozent der Deutschen für das Kaiserreich, 7 Prozent für die Weimarer Republik, 42 Prozent für die Zeit des Nationalsozialismus und nur 2 Prozent für die Bundesrepublik. 2 Prozent! Wie froh müssen wir sein, dass am Anfang der Bundesrepublik Politiker standen, die ihr Handeln nicht nach Umfragen, sondern nach ihren Überzeugungen ausrichteten.
(Beifall)
Und heute? Ich habe keinen Zweifel, dass die Mitglieder des Parlamentarischen Rates, sollten sie unsere Feststunde von der himmlischen Ehrentribüne aus verfolgen, zufrieden und sehr erstaunt wären, welche Wurzeln die Freiheit innerhalb der letzten 65 Jahre in Deutschland geschlagen hat. Und wahrscheinlich würden sie auch die Pointe bemerken und zustimmend nicken, dass heute ein Kind von Einwanderern an die Verkündung des Grundgesetzes erinnert, das noch dazu einer anderen als der Mehrheitsreligion angehört. Es gibt nicht viele Staaten auf der Welt, in denen das möglich wäre. Selbst in Deutschland wäre es vor noch gar nicht langer Zeit, sagen wir am 50. Jahrestag des Grundgesetzes, schwer vorstellbar gewesen, dass ein Deutscher die Festrede im Bundestag hält, der nicht nur deutsch ist.
In dem anderen Staat, dessen Pass ich besitze, ist es trotz aller Proteste und aller Opfer für die Freiheit undenkbar geblieben. Aber, das möchte ich von diesem Pult aus ebenfalls sagen, sehr geehrte Herren Präsidenten, Frau Bundeskanzlerin, meine Damen und Herren Abgeordnete, liebe Gäste und nicht zuletzt Seine Exzellenz, der Botschafter der Islamischen Republik, der heute ebenfalls auf der Tribüne, obschon nicht der himmlischen, sitzt: Es wird keine 65 Jahre und nicht einmal 15 Jahre dauern, bis auch im Iran ein Christ, ein Jude, ein Zoroastrier oder ein Bahai wie selbstverständlich die Festrede in einem frei gewählten Parlament hält.
(Beifall)
„Dies ist ein gutes Deutschland, das beste, das wir kennen“, sagte vor kurzem der Bundespräsident. Ich kann dem nicht widersprechen. Welchen Abschnitt der deutschen Geschichte ich mir auch vor Augen halte, in keinem ging es freier, friedlicher und toleranter zu als in unserer Zeit. Trotzdem flösse der Satz des Bundespräsidenten mir selbst nicht so glatt über die Lippen. Warum ist das so? Man könnte das Unbehagen, den Stolz auf das eigene Land auszusprechen, als typisch deutschen Selbsthass abtun und hätte doch genau den Grund übersehen, warum die Bundesrepublik lebens- und sogar liebenswert geworden ist.
Denn wann und wodurch hat Deutschland, das für seinen Militarismus schon im 19. Jahrhundert beargwöhnte und mit der Ermordung von 6 Millionen Juden vollständig entehrt scheinende Deutschland, wann und wodurch hat es seine Würde wiedergefunden? Wenn ich einen einzelnen Tag, ein einzelnes Ereignis, eine einzige Geste benennen wollte, für die in der deutschen Nachkriegsgeschichte das Wort „Würde“ angezeigt scheint, dann war es ‑ und ich bin sicher, dass eine Mehrheit im Bundestag, eine Mehrheit der Deutschen und erst recht eine Mehrheit dort auf der himmlischen Tribüne mir jetzt zustimmen wird – dann war es der Kniefall von Warschau.
(Beifall)
Das ist noch merkwürdiger als das Paradox, mit dem das Grundgesetz beginnt, und wohl beispiellos in der Geschichte der Völker: Dieser Staat hat Würde durch einen Akt der Demut erlangt. Wird nicht das Heroische gewöhnlich mit Stärke assoziiert, mit Männlichkeit und also auch physischer Kraft und am allermeisten mit Stolz? Hier jedoch hatte einer Größe gezeigt, indem er seinen Stolz unterdrückte und Schuld auf sich nahm, noch dazu Schuld, für die er persönlich, als Gegner Hitlers und Exilant, am wenigsten verantwortlich war: Hier hatte einer seine Ehre bewiesen, indem er sich öffentlich schämte. Hier hatte einer seinen Patriotismus so verstanden, dass er vor den Opfern Deutschlands auf die Knie ging.
Ich neige vor Bildschirmen nicht zu Sentimentalität, und doch ging es mir wie so vielen, als zu seinem 100. Geburtstag die Aufnahmen eines deutschen Kanzlers wiederholt wurden, der vor dem Ehrenmal im ehemaligen Warschauer Ghetto zurücktritt, einen Augenblick zögert und dann völlig überraschend auf die Knie fällt - ich kann das bis heute nicht sehen, ohne dass mir Tränen in die Augen schießen. Und das Seltsame ist: Es sind neben allem anderen, neben der Rührung, der Erinnerung an die Verbrechen, dem jedes Mal neuen Staunen, auch Tränen des Stolzes, des sehr leisen und doch bestimmten Stolzes auf eine solche Bundesrepublik Deutschland.
(Beifall)
Sie ist das Deutschland, das ich liebe, nicht das großsprecherische, nicht das kraftmeiernde, nicht das Stolz-ein-Deutscher-zu-sein-und-Europa-spricht-endlich-deutsch-Deutschland, vielmehr eine Nation, die über ihre Geschichte verzweifelt, die bis hin zur Selbstanklage mit sich ringt und hadert, zugleich am eigenen Versagen gereift ist, die nie mehr den Prunk benötigt, ihre Verfassung bescheiden „Grundgesetz“ nennt und dem Fremden lieber eine Spur zu freundlich, zu arglos begegnet, als jemals wieder der Fremdenfeindlichkeit, der Überheblichkeit zu verfallen.
Es wird oft gesagt - und ich habe Redner das auch von diesem Pult aus sagen hören -, dass die Deutschen endlich wieder ein normales, ein unverkrampftes Verhältnis zu ihrer Nation haben sollten, jetzt, da der Nationalsozialismus doch nun lange genug bewältigt sei. Ich frage mich dann immer, was die Redner meinen: Es gab dieses normale und unverkrampfte Verhältnis nie, auch nicht vor dem Nationalsozialismus. Es gab einen übersteigerten, aggressiven Nationalismus, und es gab als gegenläufige Bewegung eine deutsche Selbstkritik, ein Plädoyer für Europa, eine Wendung ins Weltbürgertum und übrigens auch zur Weltliteratur, die in ihrer Entschlossenheit jedenfalls im 19. Jahrhundert einzigartig war.
"Ein guter Deutscher kann kein Nationalist sein."
Das sagte Willy Brandt in seiner Nobelpreisrede voller Selbstbewusstsein. Und weiter:
"Ein guter Deutscher weiß, daß er sich einer europäischen Bestimmung nicht versagen kann. Durch Europa kehrt Deutschland heim zu sich selbst und den aufbauenden Kräften seiner Geschichte."
(Beifall)
Seit dem 18. Jahrhundert, spätestens seit Lessing, der den Patriotismus verachtete und als erster Deutscher das Wort „Kosmopolit“ verwendete, stand die deutsche Kultur häufig in einem antipodischen Verhältnis zur Nation. Goethe und Schiller, Kant und Schopenhauer, Hölderlin und Büchner, Heine und Nietzsche, Hesse und die Brüder Mann - sie alle haben mit Deutschland gehadert, haben sich als Weltbürger gesehen und an die europäische Einigung geglaubt, lange bevor die Politik das Projekt entdeckte.
Es ist diese kosmopolitische Linie deutschen Geistes, die Willy Brandt fortführte - nicht nur mit seinem Kampf gegen den deutschen Nationalismus und für ein vereintes Europa, ebenso in seinem frühen Plädoyer für eine „Weltinnenpolitik“, in seinem Engagement für die Nord-Süd-Kommission und während seines Vorsitzes der Sozialistischen Internationale. Und es wirft dann vielleicht doch kein so günstiges Licht auf das heutige Deutschland, wenn bei den Fernsehduellen vor der Bundestagswahl nach der Außenpolitik so gut wie nicht mehr gefragt wird oder ein Verfassungsorgan die Bedeutung der anstehenden Europawahl bagatellisiert,
(Beifall)
wenn die Entwicklungshilfe eines wirtschaftlich so starken Landes noch unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten liegt - oder Deutschland von 9 Millionen Syrern, die im Bürgerkrieg ihre Heimat verloren haben, gerade mal 10 000 aufnimmt.
(Beifall)
Schließlich bedeutet das Engagement in der Welt, für das Willy Brandt beispielhaft steht, im Umkehrschluss auch mehr Offenheit für die Welt. Wir können das Grundgesetz nicht feiern, ohne an die Verstümmelungen zu erinnern, die ihm hier und dort zugefügt worden sind. Auch im Vergleich mit den Verfassungen anderer Länder wurde der Wortlaut ungewöhnlich häufig verändert, und es gibt nur wenige Eingriffe, die dem Text gutgetan haben. Was der Parlamentarische Rat bewusst im Allgemeinen und Übergeordneten beließ, haben der Bundestag und der Bundesrat bisweilen mit detaillierten Regelungen befrachtet. Nicht nur sprachlich am schwersten wiegt die Entstellung des Artikels 16.
(Beifall)
Ausgerechnet das Grundgesetz, in dem Deutschland seine Offenheit auf ewig festgeschrieben zu haben schien, sperrt heute diejenigen aus, die auf unsere Offenheit am dringlichsten angewiesen sind: die politisch Verfolgten. Ein wundervoll bündiger Satz ‑ „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ ‑ geriet 1993 zu einer monströsen Verordnung aus 275 Wörtern, die wüst aufeinandergestapelt und fest ineinander verschachtelt wurden, nur um eines zu verbergen: dass Deutschland das Asyl als Grundrecht praktisch abgeschafft hat.
(Beifall)
Muss man tatsächlich daran erinnern, dass auch Willy Brandt, bei dessen Nennung viele von Ihnen quer durch die Reihen beifällig genickt haben, ein Flüchtling war, ein Asylant?
Auch heute gibt es Menschen, viele Menschen, die auf die Offenheit anderer, demokratischer Länder existentiell angewiesen sind. Und Edward Snowden, dem wir für die Wahrung unserer Grundrechte viel verdanken, ist einer von ihnen.
(Beifall)
Andere ertrinken im Mittelmeer ‑ jährlich mehrere Tausend ‑, also mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch während unserer Feststunde. Deutschland muss nicht alle Mühseligen und Beladenen der Welt aufnehmen; aber es hat genügend Ressourcen, politisch Verfolgte zu schützen, statt die Verantwortung auf die sogenannten Drittstaaten abzuwälzen.
(Beifall)
Und es sollte aus wohlverstandenem Eigeninteresse anderen Menschen eine faire Chance geben, sich um die Einwanderung legal zu bewerben, damit sie nicht auf das Asylrecht zurückgreifen müssen.
(Beifall)
Denn von einem einheitlichen europäischen Flüchtlingsrecht, mit dem 1993 die Reform begründet wurde, kann auch zwei Jahrzehnte später keine Rede sein, und schon sprachlich schmerzt der Missbrauch, der mit dem Grundgesetz getrieben wird. Dem Recht auf Asyl wurde sein Inhalt, dem Artikel 16 seine Würde genommen.
(Beifall)
Möge das Grundgesetz spätestens bis zum 70. Jahrestag seiner Verkündung von diesem hässlichen, herzlosen Fleck gereinigt sein, verehrte Abgeordnete.
(Beifall)
Dies ist ein gutes Deutschland, das beste, das wir kennen. Statt sich zu verschließen, darf es stolz darauf sein, dass es so anziehend geworden ist.
Meine Eltern sind nicht aus Iran geflohen. Aber nach dem Putsch gegen die demokratische Regierung Mossadegh 1953 waren sie wie viele Iraner ihrer Generation froh, in einem freieren, gerechteren Land studieren zu können. Nach dem Studium haben sie Arbeit gefunden. Sie haben Kinder, Kindeskinder und sogar Urenkel aufwachsen sehen. Sie sind alt geworden in Deutschland. Diese ganze große Familie ‑ 26 Menschen inzwischen, wenn ich nur die direkten Nachkommen und Angeheirateten zähle ‑ ist glücklich geworden in diesem Land. Und nicht nur wir: Viele Millionen Menschen sind seit dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesrepublik eingewandert, die Vertriebenen und Aussiedler berücksichtigt mehr als die Hälfte der heutigen Bevölkerung. Das ist auch im internationalen Vergleich eine gewaltige demografische Veränderung, die das Land innerhalb einer einzigen Generation zu bewältigen hatte, und ich meine, dass Deutschland sie insgesamt gut bewältigt hat.
Es gibt, gerade in den Ballungsräumen, kulturelle, religiöse und vor allem soziale Konflikte. Es gibt Ressentiments bei Deutschen, und es gibt Ressentiments bei denen, die nicht nur deutsch sind. Leider gibt es auch Gewalt und sogar Terror und Mord. Aber aufs Ganze betrachtet geht es in Deutschland ausgesprochen friedlich, immer noch verhältnismäßig gerecht und sehr viel toleranter zu als noch in den 90er-Jahren. Ohne es eigentlich zu merken, hat die Bundesrepublik ‑ und da spreche ich noch gar nicht von der Wiedervereinigung ‑ eine grandiose Integrationsleistung vollbracht.
Vielleicht hat es hier und dort an Anerkennung gefehlt, einer deutlichen, öffentlichen Geste besonders der Generation meiner Eltern, der Gastarbeitergeneration gegenüber, wie viel sie für Deutschland geleistet hat.
(Beifall)
Doch umgekehrt haben vielleicht auch die Einwanderer nicht immer genügend deutlich gemacht, wie sehr sie die Freiheit schätzen, an der sie in Deutschland teilhaben,
(Beifall)
den sozialen Ausgleich, die beruflichen Chancen, kostenlose Schulen und Universitäten, übrigens auch ein hervorragendes Gesundheitssystem, Rechtsstaatlichkeit, eine bisweilen quälende und doch so wertvolle Meinungsfreiheit, die freie Ausübung der Religion.
So möchte ich zum Schluss meiner Rede tatsächlich einmal in Stellvertretung sprechen, und im Namen von - nein, nicht im Namen von allen Einwanderern, nicht im Namen von Djamaa Isu, der sich fast auf den Tag genau vor einem Jahr im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt mit einem Gürtel erhängte aus Angst, ohne Prüfung seines Asylantrages in ein sogenanntes Drittland abgeschoben zu werden, nicht im Namen von Mehmet Kubasik und den anderen Opfern des Nationalsozialistischen Untergrunds, die von den ermittelnden Behörden und den größten Zeitungen des Landes über Jahre als Kriminelle verleumdet wurden, nicht im Namen auch nur eines jüdischen Einwanderers oder Rückkehrers, der die Ermordung beinahe seines ganzen Volkes niemals für bewältigt halten kann -, aber doch im Namen von vielen, von Millionen Menschen, im Namen der Gastarbeiter, die längst keine Gäste mehr sind, im Namen ihrer Kinder und Kindeskinder, die wie selbstverständlich mit zwei Kulturen und endlich auch zwei Pässen aufwachsen, im Namen meiner Schriftstellerkollegen, denen die deutsche Sprache ebenfalls ein Geschenk ist, im Namen der Fußballer, die in Brasilien alles für Deutschland geben werden, auch wenn sie die Nationalhymne nicht singen,
(Beifall)
im Namen auch der weniger Erfolgreichen, der Hilfsbedürftigen und sogar der Straffälligen, die gleichwohl - genauso wie die Özils und Podolskis - zu Deutschland gehören, im Namen zumal der Muslime, die in Deutschland Rechte genießen, die zu unserer Beschämung Christen in vielen islamischen Ländern heute verwehrt sind, im Namen also auch meiner frommen Eltern und einer inzwischen 26-köpfigen Einwandererfamilie möchte ich sagen und mich dabei auch wenigstens symbolisch verbeugen: Danke, Deutschland.
(Langanhaltender Beifall - Die Anwesenden erheben sich)

Quelle: Deutscher Bundestag

Bis an die Glasdecke - Theater ums Theater!

Aus dem hinterland ins migrantenstadl:
 
"Im Herbst letzten Jahres sorgte eine Rundmail der Münchner Kammerspiele für erhebliche Irritationen: Ein Produktionsassistent suchte darin im Auftrag eines Gastregisseurs nach „migrantischen Mitspielern“ für ein Theaterprojekt. Die Art und Weise der Herangehensweise führte zu einer breiten Debatte über fehlgeleitete und fehlende migrantische Repräsentation im öffentlich subventioniertem Theaterbetrieb. Vorläufiger Höhepunkt war eine Podiumsdiskussion zwischen Intendanten der Münchner Theater und „migrantischen“ Kunstschaffenden. Dort erschienen die Fronten verhärtet. Die Hinterland lud daher die Autorin und Bloggerin Tunay Önder und den Autor, Dramaturgen und Theaterschaffenden Björn Bicker zu einem Gespräch. Ein Gespräch moderiert von Matthias Weinzierl"
 
→ Hier gehts direkt zum Interview
→ Und hier zur Hinterland-Ausgabe Nr.25: Asyl



migrantenstadl mag Marstall - Einmal Theater und zurück

So ist das. Da schreibt man Texte in seinem Kämmerlein, wirft Fragmente und Fetzen in den endlosen Ozean des worldwideweb, trinkt zwischendurch mal Tee oder Club Mate, hält innerlich Reden vor Angela Merkel, furzt und macht sich Sorgen über die drohende Wohnungslosigkeit und dann das: Ein Zeltlager im Theater, eine Ledercouch, bunte Teppiche, lauter Künstler, kostenlose Dönerhappen, Freigetränke und tobender Applaus. Ist das der Dank für jahrelange Arbeit? Wenn ja, kann es glatt so weitergehen. Auch wenn es mir ein Rätsel bleibt, wie Texte, Möbel, Musik, Menschenkörper und Stimmen in einem Raum zusammen mehr ergeben, als die Summer seiner Teile. Ich habe es zwar erfahren, kann es aber nicht verstehen. So ist das. Und ich werde es akzeptieren.

Hintergrundinformationen: MIASANMIA ist eine performative Lesung im Rahmen von Kunst und Kultur für Respekt und wurde am am 15. Januar 2014 sowie am 15.März 2014 im Marstall am Residenztheater aufgeführt. Gottseidank ausgedacht hat sich das Konzept die Dramaturgin Veronika Maurer. Mitangepackt haben Robert Gerloff in der Szenischen Einrichtung, Max Lindner in der Ausstattung (die mitten in der Performance zusammbrach!), Georgij Igor Belaga für das Licht, Gülbin Ünlü alias Dj Ü für die Musik,  und auf der Bühne: Aurel Manthei, Genja Rykova, Gunter Eckes vom Residenztheater und ich vom migrantenstadl. Mit Texten aus diesem Blog, von mir, von Mely Kiyak u.a.


Aurel Manthei, Gunther Eckes, Genja, Rykova, Tunay Ö, (Foto: Tim Wolf)

Theaterayntoff / Lesung im Marstall

Diesen Donnerstag, 13.März 2014 um 20 Uhr verarbeiten wir im Marstall am Residenztheater
Biogemüse und Hackfleisch (Kosher & Halal) zu saftigem Kartoffelbrei und verfüttern es an Sarrazin.
Ihr seid herzlich eingeladen, euch dabei zu vergnügen.
Beste Grüße. Tunay

JILET AYŞE - Tagesoberkrasserordnungspunkt!

Demet Gül (Alamanya) & Idil Baydar ( Jilet Ayşe)


Heute Leute wird München integriert.
JILET AYŞE ist in Town!

Keine Ausrede. Kommt. Alle!
3.3. 2014, 19 Uhr, im Alhambra
Trautenwolfstraße 1, München





Jilet Ayşe

                                          "Bei uns sind Mädchen etwas wertvolles, 
                                            deswegen sperrt man sie zuhause ein. 
                                            Du gibst ihr eine Telefonkarte 
                                            für Notfälle und das war's"




Jilet Ayşe. Quelle: Facebook Jilet Ayse, 2013


Diese Frau vereint noch die Nation. Ich schwör sie verdient das Bundesverdienstkreuz! Diese Frau ist  hammer, sie ist fresh, sie ist fantastisch, genial und gesundheitsfördernd. 
Die Krankenkassen sollten Bonuspunkte vergeben für die Teilnahme an ihrem TV-Seminar. Das ist Prävention und Therapie in einem. Das ist Interkulturelle Fortbildung mit allen Mitteln. Eine Must-Modul für das gesamte Personal unserer Republik. Krankenhäuser, Schulen, Polizeipräsidien, Staatsschutz, Bundestag, Kindergärten, Städte mit einem Überangebot an Weißbrotgesichtern. Zieht euch diese Frau rein und integriert euch. Hier werdet ihr schöner auch ohne Döner. Vergesst Praktika an Hauptschulen, Auslandsaufenthalte, Fremdsprachenkenntnisse. Neben Jilet Ayşe sind das doch alles dämliche Toleranzübungen. Machen wir uns nichts vor.

Sotschi, mon amour! Oder: Der blutige Tanz auf Massengräbern



Am 7. Februar wurden die Olympischen Winterspiele 2014 in Russland eröffnet. In Sotschi – einem Ort, den bisher kaum jemand auf dem Planeten kannte. Bis auf die Tscherkessen. „Who the fuck sind die Tscherkessen?“ werden viele nun fragen. Zu recht. Denn das Volk der Tscherkessen ist ein vergessenes. Vergessen ist vor allem auch der Völkermord an ihnen. Und dass Putin Sotschi der Weltöffentlichkeit als Teil Russlands präsentieren kann, liegt an den ethnischen Säuberungen, die vor 250 Jahren begangen, und im Mai 1864 ihren blutigen Höhepunkt fanden.

von Hikmet Kayahan*

Bis an die Glasdecke!

Hergehört, Aufgepasst! Tunay´s bahnbrechendes interview mit dem hinterland-magazin zu kunst, migration und repräsentation! 
Zum interview geht´s hier

Gleichstellung statt Integration

By Usien // CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 // via Wikimedia Commons


 
von Imad Mustafa


'Integration', was sonst. Da hatte Kenan Kolat, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Deutschland, einen gesetzlich verankerten muslimischen Feiertag gefordert. Und sofort waberte der Begriff 'Integration' durch die Medien. Es ist immer wieder das bekannte Muster: Wenn eine Debatte die in Deutschland lebenden Muslime betrifft, dann landet man bei der Integration, egal ob es um Kopftücher geht, um Beschneidung oder eben um einen muslimischen Feiertag.

Schlagzeile

Kanacken schützen Deutschland vor Verwesung.

(Nach den aktuellen Ergebnissen der Studien von Arte M.)

                                                                                                                

Syria´s War of Images: Fake Photos and Underlying Intentions


from Jason Koonce*

You know that an event has crossed over from 'we live in a cruel world' to a real tragedy that needs our attention when the fake, staged photos start popping up. When a photo that at first seems unreal, is taken for genuine, then exposed as a fake, and even still declared to be 'art'. You know that the event has taken on all of humanity when we cannot even tell reality from fantasy anymore. The 'situation', the 'war', the atrocities being carried out in Syria demand our immediate attention. We cannot ignore it anymore.

Memeligiller (Säugetiere)



bilmemeli
etmemeli
gitmemeli
gelmemeli
ötmemeli
gülmemeli
düşmemeli
içmemeli
sevmemeli
sikmemeli
asıkmemeli.



görüntü: