"Die Avantgarde einer neuen, polyphonen deutschsprachigen Literaturszene":


Sammelband V

Textland 5 – Die Macht der Literatur

Jedes Jahr zum Textland Literaturfestival erscheint in der Edition Faust ein Reader mit Erzählungen, Essays und Gedichten. Der diesjährige fünfte Textland-Reader DIE MACHT DER LITERATUR versammelt mit den Schriftsteller:innen Antigone Akgün, Fatma Aydemir, Artur Becker, Ewe Benbenek, Alexandru Bulucz, Tomer Gardi, Lena Gorelik, Riccarda Gleichauf, Annett Gröschner, Volha Hapeyeva, Hadija Haruna-Oelker, Leon Joskowitz, Dmitrij Kapitelman, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Yade Yasemin Önder, Tunay Önder, Martin Piekar, Miryam Schellbach, Lea Schneider, Deniz Utlu, Hengameh Yaghoobifarah die Avantgarde einer neuen, polyphonen deutschsprachigen Literaturszene, die das Thema Macht literarisch und performativ ergründet.

 

 

Herausgegeben von Ricarda Gleichauf
152 Seiten, Format 170 x 240 cm, Broschur
ISBN 978-3-949774-10-2

Preis 12,- €
Edition Faust, September 2022

Hier bestellen

Textland-online

KÖŞK BOOK MARKT

KöşkBookMARKT
Autonome Künstlerpublikationen in kleinerem Umfang. 
20.- 23.Oktober 2022, täglich von 16-20h

Münchens erste autonome Buchmesse im Köşk, die es noch noch nie gab, ist wieder zurück!  Drei Tage lang werden auserwählte Bücher, Platten, Tapes und Zines präsentiert - Künstler*innen bauen Stände auf und verkaufen ihre Publikationen höchstpersönlich, auf Wunsch inklusive ohne Autogramm. Dazwischen gibt es Lesungen, Leblebi, Konzerte & Performances, die kribbeln und Unruhe stiften. Willkommen sind Würmer und alle anderen Insekten, außer Männer, die am Lagerfeuer Gitarre spielen. Der Eintritt ist frei. 

Präsentiert von Anna McCarthy, Tunay Önder, Tuğba Önder und Susanne Beck.

STÄNDE:
Stephan Janitzky
Hammann von Mier Verlag
Ztscrpt (Christian Egger, Christian Kosmas Mayer, Yves Mettler, Magda Tóthová und Alexander Wolff)  
UgandaMaszageBooks 
Cosima Pitz
Florida
Vistvunk Verlag 
Maudit Press
Ruine München
mo|men|tos (mario steigerwald | désirée opela | daniel graziadei | ayna steigerwald)
Vague Intellectual Pleasures (VAGUE IP)


BEGLEITPROGRAMM:
Do. 20.10. – Eröffnung ab 16h – ab 18h Timeto Pickuppagun (Konzert)
Fr. 21.10. – ab 18h Ida Bö (Musikperformance)
19h Clara Laila Abid Alsstar (Performance) 
+ ab 22h Afterparty + Plattenrelease What Are People For? FAVORIT BAR, München
Sa. 22.10. Lütfiye Güzel + Anton Kaun (Lesung + Noise) ab 19h
      YOR (leipzig) (LIVE! Konzert)
So. 23.10. Christian Egger (Wien)  Lesung ab 17h 

BÜCHERTISCH:
Ida Bö, Echokammer, Hank Schmidt in der Beek, Ratstar Press, Höllenfrau Records, Veronica Burnuthian,
Squash, U-BAC, BUTZEN
 
****************************************************************************
 
KöşkBookMARKT
Autonome Künstlerpublikationen in kleinerem Umfang. 
20.- 23.Oktober 2022, täglich von 16-20h
Köşk - Anarchistisches Jugendzentrum
Schrenkstr. 8
München- Schwantherhöhe



 

Galerie Einwand. Show-Room zur Geschichte und Gegenwart der Migration in München


 
 
Während eines der Gründungsmitglieder des migrantenstadl seine Professur vorbereitet, profiliert sich die andere mit kuratorischer Unruhestiftung im Münchner Stadtmuseum: ------ In der Spielzeit 2021/22 durfte sie die Galerie Einwand kuratieren, also Gastgeberin sein, Freund*innen einladen, andere Sprechweisen kultivieren, Çay trinken, zum Trinken verführen, Texte pressen, Themen setzen, Türsteherin spielen, den ersten Münchner Tee-Turm installieren, putzen, post-/migrantische Erinnerungen kultivieren, Bücher empfehlen, Geschichten sammeln und Menschen versammeln. Ja das macht Spass! Deswegen gibt es auch ein lustiges Video, das in dieser Spielzeit entstanden ist. Eine Ode an die Galerie Einwand, wie es sein sollte, sein könnte, wie es war, wie es sein und wie es gewesen sein wird! Elhamdüllilah! (sprich: Elham didel dudel).
 

Teeturm - Çay Kulesi. Installation in der Artothek

 



 

Lasst uns also gemeinsam mehr Çay auf den Straßen trinken,  frisch gebrühten Schwarztee in kleinen Gläsern!“

 

An vielen Orten der Kunst, der Kultur, an denen Bilder, Geschichten und Narrative produziert werden, sind manche Perspektiven unterrepräsentiert.“

 

 

 

 

 

Tee Turm / Tea Tower / Çay Kulesi
The act of drinking tea is the highest form of art, IV

Artothek & Bildersaal – ein Kunstraum der Stadt München, Rosental 16
19. März bis 9. April 2022

 

Vom 19. März bis 9. April 2022 zeigen Tunay & Tuğba Önder ihre Installation Tee Turm / Tea Tower / Çay Kulesi im städtischen Kunstraum Artothek & Bildersaal. Das Projekt ist eine Fortsetzung der dreiteiligen Videoperformance „the act of drinking tea is the highest form of art, I-III“, die sie 2021 in der Artothek realisiert haben. In dieser Reihe setzen sie sich mit den Leerstellen im Kunst- und Kulturbereich und mit den Zugangsbarrieren an Orte der Kunst- und Wissensproduktion auseinander. Auch die fehlende Sichtbarkeit bestimmter kultureller Praktiken im Stadtbild ist Thema. Dabei wird der Bestand der Artothek genauso befragt wie das, was die Stadtkultur seiner Stadtgesellschaft anbietet. Die Artothek beispielsweise ist der städtische Kunstverleih. Hier können originale Kunstwerke von Münchner Künstler*innen für zu Hause oder den Arbeitsplatz ausgeliehen werden.

Doch wer frequentiert diese öffentlichen Räume? Wer kommt in den Genuss der gemeinschaftlichen Ressourcen? Wer wird adressiert, wer fühlt sich angesprochen und eingeladen?

Diesen Fragen gehen Tunay & Tuğba Önder in ihrer Serie „the act of drinking tea is the highest form of art“ nach.


Ein Projekt im Rahmen der „ Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Info: www.muenchen.de/artothek und www.muenchen.de/gegen-rassismus


***


Im Gespräch:
Tunay & Tuğba Önder (t&t) und Stephanie Lyakine-Schönweitz (sls), Artothek & Bildersaal.


sls: Tunay und Tuğba, welche Bedeutung hat der Tee-Turm in eurer aktuellen Installation?

t&t: Wir beschäftigen uns seit Längerem mit der Kunst des Tee-Trinkens als Teil der öffentlichen Kultur. Wenn wir sagen, wir leben in einer Migrationsgesellschaft, dann wollen wir das auch in der Stadtkultur sehen. Das Trinken von Schwarztee aus diesen kleinen Gläsern gehört in vielen Regionen der Welt zum alltäglichen Leben – privat wie öffentlich. Nun sind so viele Menschen aus teetrinkenden Regionen hier in München sesshaft und pflegen die Kultur des Tee-Trinkens in ihren privaten Räumen. So viele Generationen verbinden damit unzählige Momente des gesellschaftlichen Zusammenseins. Sie teilen Erinnerungen an die Teebuden aus vielen Regionen der Welt, die manchmal nur aus vier bis fünf Hockern in Passagen oder Seitengassen bestehen. Sie sind kleine Oasen der Geselligkeit. Dabei kommt die Frage auf, warum sich diese Teekultur hierzulande so gut wie gar nicht im öffentlichen Raum etablieren konnte, obwohl sie so vielen Stadtbewohner*innen etwas bedeutet. Wir stellen fest, dass wir einen Großteil unseres Lebens auf so einen alltäglichen und dennoch essenziellen Raum verzichten müssen. Das ist eine Leerstelle im Stadtbild.

Diese ungestillte Sehnsucht führt den Blick auf die Passage vor der Artothek im Rosental. In Istanbul, Jerusalem oder Damaskus wäre hier ganz gewiss eine kleine Tee-Station, warum nicht auch in München? Wo, wenn nicht hier, sollte die Kunst des Tee-Trinkens kultiviert werden? Irgendwer muss ja das kulturelle Erbe der postmigrantischen Gesellschaft lebendig halten. Zwei, drei Hocker, ein Teestand – und schon werden die schillernden Facetten der Stadtgesellschaft besser zu Tage treten. Ist es nicht das, was wir alle wollen? Eben.

Lasst uns also gemeinsam mehr Çay auf den Straßen trinken, frisch gebrühten Schwarztee in kleinen Gläsern! Der Tee-Turm ist ein Symbol für unsere Sehnsucht nach Teebuden im urbanen Raum und soll zum Çay-Trinken verführen.

sls: Was konkret passiert zum Start des Projekts am 19. März 2022 in der Artothek?

t&t: Wir laden im Zeitraum von 11 bis 15 Uhr in die Artothek ein, um gemeinsam den ersten Münchner Tee-Turm in einer Zeremonie einzuweihen. Die Gäste haben dann die Gelegenheit, bei frisch gebrühtem Çay aus kleinen bauchigen Teegläsern die Kunst des Tee-Trinkens in München in der Passage vor der Artothek offensiv zu kultivieren. Zudem ist im Ausleihraum der Artothek unsere dreiteilige Videoarbeit zu sehen. Einen Teil daraus werden wir im Schaufenster der Artothek live wiederholen. Bis zum 9. April ist dann die Installation Tee Turm / Tea Tower / Çay Kulesi im Ausleihraum und im Schaufenster der Artothek zu sehen.

sls: Ihr habt die Video-Performance „The act of drinking tea is the highest form of art, I - III“ bereits angesprochen. Sie fand in deutscher und türkischer Sprache 2021 hier in der Artothek statt – pandemiebedingt ohne Publikum. Alle drei Teile sind nach wie vor auf dem Youtube Kanal des Kunstraums zu sehen. Um was ging es dabei?

t&t: In unserer Videoperformance ging es auch wieder um Leerstellen, vor allem mit Blick auf die Orte der Kunstproduktion. Wir haben uns mit unserem Tee-Besteck in der Artothek breit gemacht und teetrinkend über den Bestand der Artothek und Zugangsbarrieren zur Kunstproduktion philosophiert: Wessen Kunst ist hier zu finden? Von welchen Künstler*innen wurden in den über 30 Jahren seit Gründung der Artothek Werke angekauft? Wo tun sich Leerstellen auf in der Sammlung? Welche Wege führen dorthin? Das Tee-Trinken an diesem Ort haben wir als eine Form der performativen Intervention empfunden, die sich temporär in den Bestand der Artothek einschreibt und eine Leerstelle füllt.

sls: Vielleicht tragen eure Projekte dazu bei, dass sich beim Stöbern in unserer Sammlung dann der Blick der Besuchenden und Kund*innen auf den Bestand verändert; dass sie sensibilisiert werden für die Lücken, die es unweigerlich gibt. Oder dass sie uns mitteilen, welche Art von Kunst sie in unserem Bestand vermissen.

t&t: Was uns treibt ist im Grunde immer die Frage, wie und warum gewisse Leerstellen in der öffentlichen Kultur entstehen, und wie man da etwas ändern kann. Als Münchner*innen mit Arbeitsmigrationsgeschichte - unsere Eltern kamen über das Anwerbeabkommen mit der Türkei nach Deutschland - fragen wir uns eben, warum gewisse kulturelle Praktiken, die wir und tausend andere Münchner*innen kultivieren, kein Teil der öffentlichen Kultur sind. Diese Leerstellen sehen wir auch in anderen Bereichen. An vielen Orten der Kunst, der Kultur, an denen Bilder, Geschichten und Narrative produziert werden, sind manche Perspektiven unterrepräsentiert, und mit ihnen auch die entsprechenden Menschen. In den Videos gehen wir diesem Sachverhalt nach. Dabei lenkt sich unser Blick unweigerlich auf gesellschaftliche Strukturen und Routinen, die kanalisierend wirken: die einen sollen Kunst produzieren, die anderen sollen putzen gehen, - um es mal drastisch auszudrücken. So funktioniert das Schul- und Bildungssystem. Im Kulturbereich setzt sich das oftmals fort. So werden Menschen je nach sozialer Herkunft gesellschaftliche Positionen zugewiesen. Es lohnt sich darüber nachzudenken oder sich diesen Sachverhalt in Erinnerung zu rufen – am besten bei einem Gläschen Tee.

 





Hier geht es zu der dreiteiligen Videoserie "The Act of Drinking Tea is the Highest Form of Art":

Video 1, Video 2 , Video 3


Gedächntis der Migrationsgesellschaft - Manuel Gogos @Galerie Einwand München

 

 

 

Dieses sagenhafte Publikation über die Entstehungsgeschichte des DOMID -  Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland war Gegenstand eines Video-Talks mit Manuel Gogos, dem Autor des Buches und Tunay Önder, der temporären, kuratorischen Unruhestifterin am Münchner Stadtmuseum: Galerie Einwand.

Das Buch: ein wichtiges Stück Zeitgeschichte über das Leben in der Bundesrepublik Deutschland, das von Millionen Migrant*innen mitgeprägt wurde. Lange blieb ihre Geschichte ungeschrieben. 1990 begannen die aus der Türkei stammenden Pionier*innen des DOMID – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. damit, alltagskulturelle Objekte aus der Ära der so genannten Gastarbeiter*innen zusammenzutragen und in Ausstellungen zu präsentieren. Heute umfasst die Sammlung über 150.000 Zeitzeugnisse aus der Migrationsgeschichte Deutschlands seit 1945 bis heute. Unzählige unerzählte Geschichten vielfältiger Migrationen knüpfen sich daran an.

Manuel Gogos ist freier Autor und Ausstellungsmacher. Mehrere Jahre war er Mitarbeiter des DOMID. Sein Buch zeichnet die Geschichte des Vereins nach, der heute davorsteht, seinen lang gehegten Traum zu realisieren: die Gründung eines Migrationsmuseums in Deutschland.

Die Buchbesprechung war eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Einwände" und wurde in der Galerie Einwand aufgezeichnet. Die Reihe "Einwände" ist eine Kooperationsveranstaltung vom Münchner Stadtmuseum und dem Bellevue di Monaco. (Einen auidovisuellen Eindruck zur Galerie Einwand gibt dieser Trailer. Achtung: Ohrwurm-Potential).

Das Buch GEDÄCHTNIS DER MIGRATIONSGESELLSCHAFT ist im Transcript Verlag erschienen und ist im Netz oder im Buchandel erhältlich. Es hat 272 Seiten und enthält viele schöne Bilder und anekdotische Beiträge u.a. von Aurora Rodonó, Bengü Kocatürk-Schuster, Aytaç Eryılmaz. Man muss nur satte 40 Euro dafür blechen. (Ich finde Pionier*innen der Migration und deren Nachkommen sollten Gratisexemplare erhalten!) . Das Buch ist eine absolute Empfehlung des migrantenstadl.