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Anlässlich
des Gesprächs an den Münchner Kammerspielen kommenden Montag über das
bevorstehende NSU-Tribunal in Köln sei hiermit ein wunderbarer Text von
Massimo Perinelli zur Einstimmung, Einführung, Reflexion und
Mobilisierung wärmstens empfohlen.
Eine
Anklage gegen ihre Urteile
Massimo Perinelli*
Als Mehmet Kubaşık und kurz danach Halit Yozgat am 4. und 6. April 2006 erschossen wurden, demonstrierten mehrere tausend fast ausschließlich türkischstämmige Menschen in Kassel für ein Ende der Mordserie. Dabei adressierten sie unter dem Motto »Kein 10. Opfer« den Staat und appellierten an dessen Innenbehörden, ihr Herz gegenüber der Trauer der Migrant_innen zu öffnen und endlich die Verantwortlichen dieser neunfachen Mordserie festzunehmen. Mehrere tausend Menschen meinten also zu wissen, dass der Staat und seine Organe, die ja offiziell behaupteten, unter Hochdruck zu ermitteln, ganz einfach, wenn sie nur wollten, den Terror gegen Nichtdeutsche stoppen könnten. Sie wussten es, weil sie aus ihrer Geschichte heraus verstanden haben, wie Rassismus funktioniert, weil sie sein Muster erkannten, als sie mit ihm konfrontiert wurden. Lautstark widersprachen sie den schreiend stummen Urteilen des Rassismus. Der tausendfache Aufschrei wurde jedoch weitgehend totgeschwiegen, bis auf wenige Presseartikel nahm niemand Notiz davon.