Buch des Monats Mai: Die Erfindung des muslimischen Anderen


Anna Sabel und Özcan Karadeniz geben gemeinsam mit dem Künstler Morteza Rakhtala ein bildhübsches Bändchen beim Unrast Verlag heraus, das sich mit der Erfindung des muslimischen Anderen auseinandersetzt.

Es ist ein krasses Schmuckstück geworden, also macht ja kein Auge yaaa ۩ ﷲ?! Alles drin, was ihr zu Race, Rassismus, Othering in diesem komischen Deutschland wissen müsst, wo es noch immer nicht komisch ist, komische Sachen zu fragen wie: "aber warum distanziert du dich nicht von terrorismuuuuss?". Konsequenterweise heißt der Titel des Buches auch 20 Fragen und Antworten, die nichts über Muslimischsein verraten. 

In zum Teil lebensweltlich-biographisch gefärbten Texten und vielen historischen Bezügen spüren die Autor*innen unter anderem der Geschichte des Orientalismus nach, fragen danach, was Identität eigentlich bedeutet und gehen auf die Geschichte und Bedeutung der "Gastarbeit" für den kapitalistsichen Produktionsprozess ein. Im letzten Kapitel reflektieren Autor*innen wie Iman Attia, Fatima el-Tayeb, Naika Foroutan oder auch Schirin Amir-Moazami über die Frage, "worüber wir eigentlich sprechen müssten".

Ein kluges Buch: pädagogisch, sachlich, kompromisslos - ohne Schaum vorm Mund, aber mit viel Sinn für die feinen Unterschiede und oft gar nicht feinen Rassismen des Alltags und der Institutionen. 

Das Hamza auf dem أ sind die großartigen Illustrationen von Morteza Rakhtakla, der in fünf jeweils mehrseitigen Einschüben die Gedanken und Ausführungen der Autor*innen gekonnt fortführt. Kauft dieses Buch! Lest es, verschenkt es, besprecht es!  

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Özcan Karadeniz, Anna Sabel (mit Illustrationen von Morteza Rakhtala): Die Erfindung des muslimischen Anderen - 20 Fragen und Antworten, die nichts über Muslimischsein verraten, Münster: Unrast Verlag, 12,80 €