Die diskursive Konstruktion des >muslimischen Terrorismus< im Kontext >westlicher< Dominanzstrategien*



Der Eingeborene, heißt es, ist für die Ethik unerreichbar, ist Abwesenheit von Werten, aber auch Negation der Werte. Er ist, sagen wir es offen, der Feind der Werte. Insofern ist er das absolute Übel: ein zersetzendes Element, das alles, was mit ihm in Berührung kommt, zerstört, (…) ein Hort unheilvoller Kräfte, ein unbewusstes und nicht fassbares Instrument blinder Gewalten.
(Frantz Fanon 1969, 32)

von Imad Mustafa
Erhan A. aus Kempten starb im August 2016. Er hatte in Syrien für eine Miliz gekämpft, welche die Truppen von Baschar al-Assad attackierte (Vgl. Röhmel/Bendixen 2016). Im Oktober 2014 hatten ihn Journalisten der Süddeutschen Zeitung (SZ) (Delhaes/Obermaier 2014) auf der Suche nach Sympathisanten der Miliz >Islamischer Staat< (IS) in den sozialen Medien entdeckt und für ein Interview angefragt. Sie befragten Erhan A. über seine Verbindungen zu Gleichgesinnten, über die al-Qaida und die IS-Miliz. Er sagte, er wünsche sich, in Syrien zu kämpfen. Etwa drei Wochen nach Erscheinen des Interviews meldet die SZ, dass Erhan A. in einer >Blitzaktion< (Beck/Mayr 2014) in die Türkei abgeschoben wurde. Laut Innenminister Friedrich habe >so jemand […] bei uns nichts zu suchen< (ebd.). Sein Anwalt aber erfuhr erst von der Abschiebung, als dieser bereits im Flugzeug Richtung Türkei saß. Zuvor hatte A. eineinhalb Jahre lang unter Polizeibeobachtung gestanden. Nach einem vergeblichen Versuch, nach Syrien auszureisen, hatte die Polizei seinen Reisepass eingezogen. Ungefähr ein halbes Jahr nach seiner Abschiebung meldet sich A. aus Syrien (Obermaier 2015), wo er mittlerweile Mitglied einer bewaffneten Formation geworden ist. Etwas mehr als ein Jahr später, im August 2016, kommt die Nachricht aus Syrien, dass er in den Bergen von Lattakia gestorben sei. Der Bayerische Rundfunk berichtet und zeigt Bilder des Toten (Röhmel/Bendixen 2016).