Traum und Terror. Ein virtuelles Lustspiel



Wenn Stanislav Lem, Jiddu Krishnamurti, Vladimir Sorokin, Albert Camus, Joseph Beuys und diverse andere Denker mit computergenerierten Stimmen aufeinanderstoßen und sich mit flächigem Sound mischen, wenn die Netzhaut mit flimmernden  Videoprojektionen bedeckt wird, wenn klitzekleine Modellbaulandschaften riesengroß an die Wand gestreamt werden, wenn bezähmende Lust am Provozieren, der Hang zum Extremen oder eine tiefe Sehnsucht nach Allmacht spürbar wird, wenn düstere Filmfragmente aus einer dicht besiedelten unterirdischen Stadt in China gezeigt werden
zusammen mit Aufnahmen vom Zirkus, Bauarbeitern, Artisten und Eisrobotern, wenn es keine Requisite gibt (außer man zählt die herumstehenden Notebooks, 3D Drucker, ferngesteuerten Rennwagen, Beamer, Videokameras, Unmengen an Kabel, die Fahrradlichter, Leselampen, Synthesizer, die Noise-Wandinstallation, Verstärker, Boxen, Tapeziertische, Eisenbahnmodellfiguren und - landschaften und das Gerümpel in der linken hinteren Ecke mit), wenn keine Schauspieler die Bühne betreten, um mit nackten Oberkörpern und geübten Stimmen Texte zu sprechen, wenn es überhaupt keine Bühne gibt, wenn man Zeuge wird, wie ein 3D-Drucker einen Menschen produziert und das Fleisch dabei klumpt, wenn aktuelle Menschheitsfragen, Tatsachen von Krieg und Frieden, von Natur und Kultur, von Gegenwart und Zukunft thematisiert werden, wenn man das Vertrauen in den Menschen als Gattung zu verlieren droht, wenn man die Natur- und Menschenvernichtung, die Übertechnisierung und den Massenkonsum, die ungerechte Verteilung von Reichtümern auf der Welt und die drohenden Menscheitskatasrophe vor den Augen vorbeiziehen sieht, und wenn man dabei alleine gelassen wird, wenn sich vorbehaltlose Ehrlichkeit ausbreitet, wenn einem unheimlich und heimelig wird, wenn einen die Darbietung gleichzeitig irritiert und liebevoll einlullt, wenn sich lustige Spiellandschaften mit düsteren Untergangsszenarien abwechseln, wenn Science-Fiction und nüchterne Empirie aufeinandertreffen, wenn Traumfragmente und Tatsachen ununterscheidbar werden, wenn sich zunehmend ein schales Gefühl breit macht, wenn es keinen Höhepunkt gibt, keine Wende, keine Entspannung, keine Erlösung, dann sitzen Sie am richtigen Ort: Traum und Terror in der Galerie Kullukcu. Ein Lustspiel, das den Studierenden der Gießener Theaterwissenschaft mit Sicherheit weitere Rätsel aufgeben wird. Wer Lust auf einen psychedelischen Abend hat, der Schwindel verursacht, sollte sich hierher begeben. Alle anderen dürfen getrost daheim bleiben.

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Robotermärchen oder Traum und Terror.
Eine Theater-Installation von Bülent Kullukcu, Anton Kaun, Dominik Obalski

Weitere Aufführungen:
5.DEZEMBER und 6.DEZEMBER., um 20 Uhr
Galerie Kullukcu
Schillerstraße 23/ 3.Etage
80336 München- Hapbahnoff
Kartenvorbestellung: bk@kullukcu.de

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