migrantenstadl boxt sich durch - Wiesbaden Biennale

Die ästhetische Dimension von Boxen ist total unterschätzt. Isso!
 Die Wiesbaden Biennale 2018 fand diesmal unter dem Motto BAD NEWS statt. Da durfte das Migrantenstadl natürlich nicht fehlen! Wir haben die Theaterspielstätte Wartburg mit allen Mitteln der Kunst und Kommunikationskultur besetzt. Neben gehobenen Gesprächen wurden Boxkämpfe augetragen. Es gab gebrochene Nasen, Kaviar, Donnerstagspredigt, Rap. Wir haben uns mit unserer Meinung verewigt, und parallel dazu nahmen die Dinge ihren Lauf - um es in den Worten von Celo&Abdi zu sagen.


Eines der absoluten Höhepunkte berscherrte uns die Boxgala des Wiesbadener Golden Boxing Gym und Rachid El Bakri:

Team El Bakri & Wiesbaden Golden Box Gym. Einfach nur Hammer!
Golden Boxing Gym gehören zu den erfolgreichsten Vereinen der deutschen Boxszene: Hier trainieren Deutsche Meister genauso wie die Nachwuchsstars aus dem Westend.  Für einen Abend verwandelten sie das Migrantenstadl in eine Boxarena der Extraklasse. Spektakuläre Kämpfe im gediegenen Ambiente des historischen - und vollkommen überfüllten - Ballsaals.

Volles Programm: Boxer, Schieri, Punktezähler, Vereinspräsidenten, alles, was das Herz begehrt!

Chabos und Babos: machen den Germans Angst.
Wer migrantenstadl sagt muss auch German Angst sagen, denn kein Feindbild wird derzeit sorgfältiger ausschraffiert als der männliche, muslimische Migrant: Er ist die perfekte Projektionsfläche für rassistische, klassistische und antimuslimische Ressentiments über nahezu alle politischen Lager hinweg. Grund genug für das migrantenstadl das Ballhaus komplett mit einem Boxclub zu besetzen. Warum auch sollten weiße Schnösel wie Sarrazin&Co Literaturhäuser füllen, während Boxer und Shisha-Raucher in den Hinterhäuser verbleiben?


Fouad Sinouh (Boxmeister), Tunay Önder (Wortboxerin), Tamer Düzyol (Boxershorts-Träger), Kirsten Neumann (Boxanalystin)
Vor dem Boxkampf diskutierten Boxer und Denker über neonazistische Anschläge und das Erstarken rechter Ideologien: Sie sind die extremste Variante einer Einstellung, deren abgeschwächte und strukturelle Form Betroffene aus ihrem alltäglichen Leben kennen. Nicht umsonst formierte sich in den 90ern die Antifaşist (Antifa) Gençlik, die aus migrantischer Vereinskultur und Jugendbanden heraus entstand. Angesichts gegenwärtiger Zustände stellt sich die Frage dringender denn je: Wie wollen wir mit der Parallelgesellschaft der Neuen Radikalen Rechten umgehen? Sollten wir etwa mehr ins Boxen und Selbstverteidigungskurse investieren statt in Bildung?  

Faust gegen Rechts, Fragezeichen.
 
       

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