Theater als Kritik. Buchempfehlung

Theater als Kritik

Theorie, Geschichte und Praktiken der Ent-Unterwerfung

Vor dem Hintergrund der Krise klassischer Begründungen des Theaters sowie der Kritik am Theater beleuchten die Beiträge des Bandes dessen Geschichte, Theorie und Fragen neu. Hierbei stellen sie nicht die Gegenstände der Kritik des Theaters zur Debatte, sondern präsentieren aktuelle Untersuchungen zum kritischen Potenzial von Theater – und zum Theatralen der Kritik.

Herausgeber*innen: Olivia Ebert, Eva Holling, Nikolaus Müller-Schöll, Philipp Schulte, Bernhard Siebert, Gerald Siegmund.
Published in 2018, 578 Seiten, 39,99 Euro
ISBN: 978-3-8376-4452-4
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Theaterprojekt RECHT(S) - Über das Verbrechen an Marwa El-Sherbini

 

Es war der erste antimuslimische Mord in Deutschland: Vor 10 Jahren wurde 
Marwa El Sherbini in einem Dresdner Gerichtssaal vor den Augen von Anwälten, 
Richter, Staatsanwältin, Schöffen mit 18 Messerstichen getötet. Mit diesem 
unfassbaren Verbrechen beschäftigt sich die wunderbare Ayşe Güvendiren in 
ihrem aktuellen Theaterprojekt RECHT(S). 


Jannik Mioducki, Anna Mattes während der Proben zu "Recht(s) - Über das Verbrechen an Marwa El Sherbini"

Amie Jammeh, Anna Mattes, Jannick Mioducki


Die Arbeit „Recht(s)“ versucht mit poetischen Skizzen Bedeutungsschichten 
des Attentates auf Marwa El-Sherbini freizulegen. Ausgehend von dokumen-
tarischem Material, Gerichstprotokollen und Medienberichten wird der antimuslimische
Mord an Marwa El-Sherbini neu befragt: Hätte wirklich niemand ahnen können, 
dass der Angreifer zu so einer Tat fähig ist, wie es in einer Stellungnahme 
der Justizbehörden heißt? Warum wurde die Gewalt, die in dem Brief des Täters 
zum Ausdruck kam, nicht ernst genommen? Und hätte die Staatsanwaltschaft genauso 
gehandelt, wenn der Hassbrief von einem Muslim verfasst worden wäre? 
 

Uraufführung am 5. Juli 2019 im HochX

Recht(s) – Über das Verbrechen an Marwa El-Sherbini 
05. Juli 2019 (Uraufführung), 20.00 Uhr, HochX 
Mit: Anna Mattes, Yannik Mioducki, Amie Jammeh 
Inszenierung: Ayşe Güvendiren | Bühnenbild: Anna Knöller 
Kostümbild: Melina Poppe | Musik: Florian Paul 
Mentor: Nuran David Calis | Dramaturgie: Tunay Önder 
 
Weitere Vorstellungen: 06. und 07.Juli Weitere Informationen 
sowie Bildmaterial finden Sie unter www.muenchner-kammerspiele.de  




Sonderpreis vom institut für leistungsabfall und kontemplation geht an Tunay Önder

MÜNCHEN - Tunay Önder erhält den diesjährigen Sonderpreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet des Leistungsabfalls und der Kontemplation. Das Institut für Leistungsabfall und Kontemplation ist ein renommiertes Unternehmen des Großmoguls Martin Krejci mit Sitz in München. Erstmalig vergibt das Institut den Sonderpreis, um herausragende Ergebnisse und Erfolge, die ohne jede Mühe geleistet wurden, angemessen zu würdigen. (dpa) 







Visitenkarte, institut für leistungsabfall und kontemplation




Wie Christlich ist unsere Gesellschaft? Ein Buch von Birgit Rommelspacher

Bücherempfehlung


Liebe Bücherwürmer und Leseratten des Migrantenstadl,



heute sei ein Buch empfohlen, das aus der Feder von  Prof. Dr. Birgit Rommelspacher stammt, und nach ihrem frühen Tod (2015) posthum veröffentlicht wurde. Ihre ehemaligen Studierenden schreiben über Birgit Rommelspacher, dass "ihre Analysen, Gedanken und Anregungen breite Wirkung" entalteten, und ihre "mutige Auseinandersetzung mit Ungleichheits- und Herrschaftsverhältnissen, ihre Pionierarbeit zu Sexismus, Antisemitismus, Rassismus, Antiislamismus und Rechtsextremismus" wegweisend gewesen sind.

So wundert es kaum, dass sie es war, die den Begriff "Dominanzkultur" geprägt hat. Ohne diesen Begriff wäre der Diskurs über die  Postmigrantische Gesellschaft und Dekolonisierung gar nicht mehr denkbar. Und mit ihren Beobachtungen zu antimuslimischen Tendenzen in der Frauenbewegung scheint Frau Rommelspacher ebenso einen wichtigen Nerv unserer Zeit getroffen zu haben. 

Buchempfehlung: Allianzen


Liebe Freundinnen des Migrantenstadl,
das Buch Allianzen, herausgegeben von Elisa Liepsch und Julian Warner, ist eines dieser Bücher, von dem anzunehmen ist, dass sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in den Regalen von Dramaturginnen, Künstlerinnen, Kuratorinnen sowie kritischen Kulturarbeiterinnen anzutreffen sein wird.  "Allianz",  vor einigen Jahren von Mark Terkessidis noch unter dem Begriff "Kollaboration" gefasst, wird in diesem Sammelband zwar nicht direkt als Lösungsformel beschrieben, aber als Bedingung für eine solidarische Kulturinstitution vorausgesetzt. Natürlich geht es in dem Sammelband um vielmehr als um bloße Allianzen zwischen dominanten und marginalisierten Perspektiven und Positionen: Es geht um Infragestellung der Dominanzkultur, die von verschiedenen Autor*innen umschrieben wird. Sehr anschaulich in dem Beitrag der Theatermacherin Anta Helene Recke. Darin erläutert sie am Beispiel einiger Theaterstücke, die sie an den Münchner Kammerspielen als Regie-Assistentin begleitete, wie sich Rassismus manifestiert, nämlich subtil, ohne ein direktes Motiv der Anfeindung, Agression oder Abwertung, sondern dadurch, dass bei der Produktion routinemässig Bilder und Figuren geschaffen werden, die zwar von einem weißen Publikum eindeutig und unproblematisch rezipiert werden, von einem schwarzen Publikum hingegen als irritierend und verletzend aufgefasst werden können. Ein wirklich erhellender Beitrag, der ohne anzuklagen, sachlich und klar analysiert und das Problem artikuliert. Ein weiterer zentrale Punkt, der für Verwirrung sorgt, wird in dem Beitrag von der Theatermacherin Simone Dede Ayivi genannt, nämlich die Tatsache, dass Internationalität gerne und gemeinhin mit Interkultur verwechselt oder letzteres gar absichtlich mit ersterem ersetzt wird. In diese Falle ist sicher schon jede x-beliebige Kunst- und Kultureinrichtung der Bundesrepublik gefallen. Während es hip ist International zu sein, erfordert ein Interkulturelles Programm den Austausch mit den verschiedenen Kulturen im eigenen Dunstkreis, - und ist daher eher mit harter Auseinandersetzung, Infragestellung eigener Privilegien und Routinen verbunden, und daher eher unbeliebt für die Glanz-und-Glamour-suchende Kunstwelt. Neben den vielen Beiträgen, die ausnahmslos alle lesenswert sind, sei an dieser Stelle noch den Text von Fannie Sosa erwähnt. Es handelt sich um einen Guide, also ein sehr hilfreichen Leitfaden für Veranstalter*innen aller Sparten, in dem die Autorin systematisch runterdekliniert, worauf bei der Einladung und Betreuung von Gästen aus anderen Teilen der Welt zu achten ist. Seien es kleine Gesten, Details, rassismussensibles Wissen über Hürden, mit denen Menschen aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft, Hautfarbe, Aussehen oder Lebensweise zu kämpfen haben. Es wäre definitiv ein Segen, würde dieser Guide, und mit ihm das gesamte Wissen in dem Sammelband sich ins Bewusstsein von Veranstalter*innen festsetzen.
Das Migrantenstadl empfiehlt das Buch zu kaufen und in die Praxis umzusetzen. 

Allianzen
Kritische Praxis in weißen Institutionen
2018, Transcript Verlag
ISBN: 978-3-8394-4340-8
17,99 Euro

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe sind auf der Transcript Seite, hier klicken, einsehbar.

KEIN SCHÖNER ARCHIV SPEZIAL

Kein Schöner Archiv (Nuray Demir & Michi Annoff)

Studio Ö präsentiert: Kein schöner Archiv Spezial
Michael und Nuray packen aus!


Ein performativer Abend mit Michael Annoff, Nuray Demir und Gürsoy Doğtaş

İn der dritten Ausgabe von Studio Ö wird ausgepackt: Seit diesem Jahr arbeiten Michael Annoff und Nuray Demir an einem Archiv für das immaterielle Erbe der postmigrantischen Gesellschaft. Dieses Erbe lebt von der Wiederholung und Weitergabe lebendiger Kultur. Es lässt sich nicht einfach in einen Schaukasten sperren. Insbesondere nicht in einem Archiv, das sich für die Geschichten der Einwanderungsgesellschaft interessiert. In ihren ersten Versuchen im Friedrichshain-Kreuzberg Museum in Berlin haben die beiden Kurator*innen ein Paket geschnürt, das sie nun in München abliefern. Im Studio Ö werden sie das Geheimnis des Archivs enthüllen. Lieferdienst: Michael Annoff und Nuray Demir. Paketannahme: Gürsoy Doğtaş

Buchempfehlung: Postkoloniale Politikwissenschaft

 

Liebe Freunde, es kommt nicht oft vor, aber hin und wieder, muss es sein: Ohne das Buch komplett gelesen zu haben, möchte ich das Buch POSTKOLONIALE POLITIKWISSENSCHAFT wärmstens empfehlen. Allein das Line-Up der Beitragenden lässt das Herz höher schlagen.