Gestern habe ich auf der Hauptstraße
direkt vor meinem Hofausgang Shona kennengelernt. Ich saß auf einer Kieskiste vor der Einfahrt und wollte einfach nicht nach
Hause. Die Sonne schien warm auf die Schwanthalerstraße. Hin und wieder fuhr ein Auto
vorbei, Sonntagsstimmung. Außerdem kauerte der afghanische
Nachbarsjunge wie so oft vor dem Gewerkschaftshaus rum. Ich wollte
mit ihm abhängen. Irgendwann wird er schon mit mir reden, angucken
tut er mich ja schon. Die anderen Kinder im Hof behandeln ihn wie einen Behinderten, dabei ist er alles andere als behindert. Der Junge ist eine eigene Marke. Und während
ich so in meinen Gedanken versank, sprach mich aus dem Nichts ein
junger Kerl mit pechschwarzen Haaren an. Was ich da mache, fragte er beim Vorbeigehen. Ich musste
zugeben, dass ich tatsächlich gar nichts
tat. Ich war mir kurzzeitig selbst suspekt in diesem Nichtstun.
Ich hatte auch kein Eis zu schlecken. Auch kein Telefon auf dem ich
rumtippen konnte.
Der Kerl fing an zu plaudern, dass er Iraker ist und auf der Suche nach einem Zimmer. Er
fragte mich, ob ich was wüsste hier in der Gegend. Kurz habe ich mich gefreut, dass ich nicht die einzige bin, die Schwierigkeiten hat eine
angemessene Bleibe zu finden. Er zeigte auf das Asylbewerberhaus. Ein Zimmer in dem Heim sei ihm
lieber als das wo er jetzt wohne. Komischerweise hatte ich selber auch schon mal den Gedanken. Seine Bleibe war das Hotel Adjutant, direkt an der Paul-Heyse- Ecke Schwanthalerstraße. Ein Hotel. Das klang ganz nett in meinen Ohren. Ich muss wohl so interessiert
geschaut haben. Der Typ hat mir vorgeschlagen mit zukommen und sein Zimmer anzusehen. Ich habe kurz gezögert. Will er mich
jetzt abschleppen oder was? Dann habe ich mich ermutigt. Ich war neugierig.
Ein äusserst seltsamer Eingang war das. Keine Rezeption,
nicht mal eine Theke, die darauf hindeutete, dass es einen
Ansprechperson in dem Hotel gab. Am Treppenaufgang hing ein Zettel „Sprechstunde
Bezirkssozialarbeit Dienstag von 14h bis 16h". In den Gängen standen ein paar Männer
in lockeren Stoffhosen, rauchten Zigaretten. Metallaschenbecher aus den 50er Jahren hingen an den Flurwänden. Der Treppenaufgang war groß und aus Holz. Wir sind
in das oberste Stockwerk gestiegen. Von dem Flur gingen einige Türen ab.
Der Iraker sperrte direkt die erste Zimmertüre auf.
Vier Betten, zwei Kleiderschränke, ein Waschbecken, PVC-Boden und ein Mini-Kühlschrank. Das Fenster war weit aufgerissen, von der Schwanthaler hat man ein paar Autos vorbeirauschen gehört. Mit drei weiteren Mitbewohnern lebt er in diesem ca. 20 qm großen Raum. Die anderen Mitbewohner waren nicht da, es lagen Klamotten, ein paar Bierflaschen und Schuhe herum, die Gardinen waren aus dem letzten Jahrhundert. Bisher kannte ich nur den Außenanblick und fand die graue Hausfassade mit den vergilbten Vorhängen total super. Von innen fühlte es sich anders an. 400 Euro Miete, hat Shona gesagt. Das musste wohl Vollpension sein oder ein Scherz. In der Gemeinschaftsküche standen zwei Elektroherde auf einer Metallplatte, sonst nichts, keine Schränke, kein Salz, kein Pfeffer. Am Fenster hing eine Schild „Darf nur vom Personal geöffnet werden“. Und an der Tür hing ein weiteres Schild „Die Tür muss immer geschlossen werden“.
Vier Betten, zwei Kleiderschränke, ein Waschbecken, PVC-Boden und ein Mini-Kühlschrank. Das Fenster war weit aufgerissen, von der Schwanthaler hat man ein paar Autos vorbeirauschen gehört. Mit drei weiteren Mitbewohnern lebt er in diesem ca. 20 qm großen Raum. Die anderen Mitbewohner waren nicht da, es lagen Klamotten, ein paar Bierflaschen und Schuhe herum, die Gardinen waren aus dem letzten Jahrhundert. Bisher kannte ich nur den Außenanblick und fand die graue Hausfassade mit den vergilbten Vorhängen total super. Von innen fühlte es sich anders an. 400 Euro Miete, hat Shona gesagt. Das musste wohl Vollpension sein oder ein Scherz. In der Gemeinschaftsküche standen zwei Elektroherde auf einer Metallplatte, sonst nichts, keine Schränke, kein Salz, kein Pfeffer. Am Fenster hing eine Schild „Darf nur vom Personal geöffnet werden“. Und an der Tür hing ein weiteres Schild „Die Tür muss immer geschlossen werden“.
Wir saßen noch ein bischen in seinem
Zimmer. Shona hat mir Apfelsaft angeboten. Ich habe mich bedankt. Dann haben wir einige Minuten unbehaglich aus dem Fenster geschaut und wussten
nicht was wir reden sollen. Ich war ein wenig mitgenommen von dieser
seltsamen Welt, die sich hinter der Fassade
eröffnete. Ich fand es schlimm, dann wiederum normal. Ich
konnte mich nicht entscheiden. Es war irgendwas zwischen tragisch bis
tragbar. Ich habe mir vorgestellt, dass mein
Vater als Gastarbeiter zu Anfangszeiten sicherlich genauso gelebt hat,
in einem unheimeligen Männerwohnheim. Ich habe so getan, als
fände ich das nicht weiter besorgniserregend. Nur die Höhe der
Miete, über die habe ich mich offen aufgeregt. Dann habe ich Shona vorgeschlagen,
sich meine 10qm Wohngelegenheit anzusehen.
wie hieß der mann?
AntwortenLöschenshona
LöschenNeulich einen Bericht über die Lidl-Näherinnen von Bangladesh gesehen. 15 Euro Miete, ein halbes Monatsgehalt, müssen Sie für ihre Wellblechhütte zahlen. Darüber wurde sich furchtbar aufgeregt. Da beschlich mich Der Gedanke, dass genau dies hierzulande auch gewollt ist.
AntwortenLöschendie spannende Frage ist: wenn es gewollt ist, wie vernetzt und organisiert ist die verwaltung wirklich? ist der hotelbesitzer ein abzocker und gehirnamputiert oder schmiert ihn die stadtverwaltung? da muss ich tiefer in die materie dringen, glaube ich...
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