Einigkeit
um Recht und Freiheit?
Text: Hakan Karakaya
Foto: Haydar Sokul
„Liebe ist... kein
Argument“ heißt das Debütstück von Marianna Ölmez, das sie
selbst geschrieben, inszeniert, produziert und darin die Hauptrolle
gespielt hat.
Am 31.01.2013, dem Abend
der Premiere, reiht sich die Kassenschlange der Pasinger Fabrik bis
zur Eingangtür, mit buntgemischtem Publikum, das gespannt ansteht,
in der Neugierde, ob die zahlreichen Vorankündigungen in Rundfunk
und Print halten werden, was versprochen wurde.
Den ZuschauerInnen bietet sich
das Bild eines sehr naturalistisch gestalteten türkischen
Wohnzimmers, inklusive Satellitenschüssel und Häckeldeckchen auf
dem Fernseher.
Das türkische Ehepaar,
gespielt von Ercan Öksüz und Marianna Ölmez, wirken auf den ersten
Augenblick wie eine ganz „normale“ Familie, bis sich die Dame des
Hauses, zum großen Missfallen des Ehemannes, in einenTschador wirft
und Möbel verrückt, um die erwarteten deutschen Gäste Ulla (Monika Eßer-Stahl) und
Bernd (Robert Lansing) zu Empfangen.
Es begegnen sich zwei
einander scheinbar fremde Welten, die über die bevorstehende
Hochzeit ihrer Kinder verhandeln wollen, welche allerdings selbst aus
unterschiedlichen Gründen nicht anwesend sein können.
Eine peinlich berührte
Stille bestimmt die ersten Minuten des Besuchs. Niemand scheint so
recht zu wissen, wie er sich korrekt zu verhalten hat. Der bayerisch
derbe Vater, die Steine sammelnde buddhistische Ökomutter, die in
schwarz eingehüllte Gastgeberin und auch ihr Raki liebender Ehemann
nicht. Ein Çay soll die angespannte Stimmung auflösen, so denkt
Hatice, die Brautmutter und macht sich wohlwollend auf in die Küche.
Sie kann nicht ahnen, dass Bernd, der Bayer Schwarztee nicht
ausstehen kann, genauso wie auch das Gastgeschenk, die
selbstgebackenen Öko- Dinkelkekse von Ulla, bei den Gastgebern nicht
gut ankommen. Ein Kampf mit Missverständnissen und Vorurteilen
beginnt. Untersützt wird das gesellschaftliche Desaster durch den
ständigen Überfall und den peinlichen Fauxpas der unsensiblen
türkischen Nachbarin Emine, gespielt von der überaus bemühten
Schauspielerin Maria Kafritsas, die immer wieder hereinplatzt und
dafür sogrt, dass sich die Situation immer weiter zustpitzt.
Marianna Ölmez entblöst
die aufgesetzte Fassade ihrer Figuren Stück für Stück, bis sie
sich selbst den Tschador wütend vom Leib reißt, um zu beweisen,
dass sie nicht weniger frei ist als eine scheinbar emanzipierte
europäische Frau – ein tiefsinniger Moment.
Der Regisseurin gelingt
an diesem Abend ein sehr heiteres, unterhaltsames und kurzweiliges
Theaterstück mit gekonnter Komik, das durchgängig von herzhaften
Lachern begleitet wird. Ein ausgelassenes Publikum dankt mit
verdientem, langanhaltendem Applaus und überwältigt die zu Tränen
gerührte Marianna Ölmez.
Ein Theaterstück, das
die Lachmuskeln trainiert und das Thema der Interkulturalität
unserer Gesellschaft witzig aufarbeitet.
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Mehr Infos zum Stück und zur Regisseurin bekommt ihr hier.
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