Filmstill aus "Hababam Sınıfı" (Die Chaotische Klasse), 1975, Film von Ertem Eğilmez nach dem Roman von Rıfat Ilgaz |
DEUTSCHSTUNDE. Eine Audiovisuelle
Lecture
Unsere Eltern sind in den 60er Jahren nach Deutschland immigriert, um zu arbeiten. Sich in die Gesellschaft einzuschreiben und mitzusprechen, haben sie ihren Kindern überlassen. Und diese Aufgabe ist mindestens genauso hart wie 50 Jahre Fabrikarbeit.
Um in der Gesellschaft anzukommen, mussten wir die Reise unserer Eltern nach Almanya mit einer langen, langen Bildungsreise quer durch das deutsche Schul- und Bildungssystem fortsetzen. Um mitzusprechen, bedarf es neben dem Beherrschen der deutschen Sprache vor allem performativer Fähigkeiten und Kenntnisse der sozialen Grammatik. Wie beuge ich ein Substantiv? Wie beuge ich mich der Dominanzgesellschaft? Diese und weitere Fragen handeln in der Deutschstunde ab.
Aus Mitschrieben, Notizen, Arbeitsblättern, Audio- und Videomaterialen haben wir unsere ganz persönliche Deutschstunde collagiert, in der es uns um alles und nichts geht:
Um Sprechwelten und Sprachregime in der Migrationsgesellschaft, um den feinen Zusammenhang von Klassenzimmer und Klassenkampf, um die Frage, warum ein Wort wie "Dönermorde" so lange unbemerkt durch die deutsche Medienlandschaft wabern kann, wie sich das Wort "Integration" ordentlich beugen lässt und darum, wie sich postmigrantische Perspektiven trotz der widrigen Zustände ins kollektive Gedächtnis einschreiben können.
Mit einer Fülle von Arbeits- und Übungsblättern, Anschauungsmaterial und audiovisuellen Inputs sowie substantiellen Monologen bietet die Deutschstunde ein Forum für alle, die Deutschland neu deklinieren wollen.
Nix versteyn, nach Hause geyn!
DEUTSCHSTUNDE. Eine Audiovisuelle
Lecture
Zeit: 30.12.2018
um 16 Uhr
Mit
Unterstützung von Kunstraum Lothringer13/Florida
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