Von Koray Yılmaz-Günay (Berlin)*
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ein buch, mit, oder auch ohne knoblauch! |
Der kritische Teil der Sozialwissenschaften
hat seit einiger Zeit ein Steckenpferd. Er möchte in gewichtigen, aus
angelsächsischen Debatten übernommenen Begriffen (»Intersektionalität«,
»Interdependenz«) beschreiben, wie Herrschaftsverhältnisse – insbesondere Klassenunterdrückung,
Rassismus und Sexismus – zusammenwirken. Dass sozialistische Frauenbewegungen
seit bald einhundert Jahren zumindest auf die Verschränkungen von Klassen- und
Geschlechterverhältnissen hinweisen, dass von Schwarzen, Romnija, Jüdinnen,
›Behinderten‹ und Migrantinnen spätestens in den 1980er Jahren das Philiströse des
bürgerlichen Feminismus kritisiert wurde, der zwar für alle sprechen wollte, dafür
aber manche zum Schweigen bringen musste, ist irgendwann
in den 1990er Jahren vergessen worden. Eine neue Generation in der Gender- und
Queer-Theorie konnte so um die
Jahrtausendwende mit ehrlichem Erstaunen entdecken, dass es da offenbar einen
grundlegenden Zusammenhang gibt. Dass die Welt sich nicht so einfach in »Wir«
und »Die« sortieren lässt.