Von der in Kunstharz gegossenen Polit-Szene ins schicke München: Matthias Lilienthal





Seitdem Herr Küppers Matthias Lilienthal als zukünftigen Intendanten der Münchner Kammerspiele ausgerufen hat, herrscht euphorische Aufbruchstimmung. Kaum ist die Berufung offiziell, twittert und posted die Kunstszene die Nachricht innerhalb weniger Minuten um die Welt und Unmengen an Fans beglückwünschen uns für das große Glück, sogar Ai Wei Wei und Marina Abramovic haben die Nachricht geliked; kein Scheiß!
Höchste Eisenbahn also den Mann abzuklopfen und nachzufragen, ob er nur Weißbrotgesichter glücklich machen möchte oder auch die restlichen 86% der Münchner Stadtbevölkerung.
Liebe Leserinnen und Leser, im Folgenden ist das exklusive Interview mit Matthias Lilienthal abgedruckt, der sich bereit erklärt hat aus Berlin über Libanon und Mannheim nach München zu reisen und einige Buchstaben und Worte sowie Sätze und Satzteile für das migrantenstadl aus dem Teig zu scheiden. Entstanden ist folgende Buchstabensuppe.

Propaganda

Die Lüge wird zur Tugend
wenn nichts anderes mehr bleibt
außer der Wahrheit.

Die Wahrheit wird zur unwahrscheinlichen Möglichkeit
die in Betracht zu ziehen
zum gesellschaftlichen Skandal verkommt.

Der Skandal wird zur Inszenierung
in der dem Publikum für eine kurze Weile
das Recht zugesprochen wird sich aufzuregen.

Das Recht wird zur Farce
das seines materiellen Charakters entblößt
sich in das Gewand der Mächtigen kleidet.

Die Mächtigen werden zu Sachwaltern
interesseloser Sachzwänge, fehlender Alternativen
so als ob es eben keine Macht der Handelnden gäbe.

Die Macht wird versteckt hinter Worten und Taten
die nichts zu sagen haben als das Scheinbare zu bewahren.

Worte und Taten, das Scheinbare
amalgamieren zu verdichteten Mauern
konturloser Realität
verändern sich und bleiben doch
ununterschiedene WIRK-lichkeit.

Die WIRK-lichkeit bleibt unbegriffen, unbedarft:
ohne Tugend, ohne Wahrheit, ohne Recht,
ohne Mächtige und Ohnmächtige
ohne die fabrizierte Macht des Scheins.

Was bleibt sind Worthülsen
in Konserven
steril verpackt
schwer zu k(n)acken
immer gleich im Geschmack.

Was bleibt ist Propaganda.